"Er hat mich geschlagen, und ich habe mich dafür geschämt"

Depressed young women in the tunnel
Karin ist 35 Jahre. Die letzten vier Jahre hat sie mit einem Mann gelebt, der sie jeden Tag geschlagen hat. Nach den letzten Frauenmorden will sie mit ihrer Geschichte aufrütteln.

„Du verdammte Hure, ich bringe Dich um, ich erwürge Dich. Ich wünsche Dir, dass Du von einer Gruppe Männer vergewaltigt wirst“. Karin stoppt  den Mitschnitt auf ihrem Handy, den sie geheim gemacht hat. Vor wenigen Tagen hat sie sich an den KURIER gewandt, um über ihr Martyrium zu erzählen. Nach den Frauenmorden möchte sie etwas beitragen. „Wenn ich nur eine einzige  Tat verhindere, ist mir das wichtig. Andere Menschen müssen achtsamer werden, Zivilcourage zeigen – und Frauen den Mut haben, sich Hilfe zu holen.“

Karins Fall ist außergewöhnlich. Sie ist Mitte dreißig, eine selbstständige, unabhängige Frau aus  reichem Elternhaus, ihr Vater ein bekannter Manager. Sie ist beruflich erfolgreich und anerkannt. Eines Tages lernt  sie beim Sport  Markus kennen. Er ist nett, wirkt ganz normal. Aus Treffen wird eine Beziehung. Doch aus  ersten verbalen Attacken wird eine erste Ohrfeige. Er entschuldigt sich, sie verzeiht ihm. 

Rasch folgen Schläge. Er wirft sie zu Boden, er tritt sie mit den Füßen, er schlägt sie mit dem Gürtel. Später sticht er sie mit einem Schlüssel in den Hals. Er steht mit einem  Küchenmesser vor ihr und bedroht sie mit dem Umbringen. Dann verletzt er sich selbst, schneidet sich in die Brust, gerade so wenig, um keine ärztliche Hilfe zu brauchen. Karin bleibt vier Jahre bei ihm. Vor kurzem hat sie sich getrennt.

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