Schallenberg, täglich "ein Schritt mehr Bundeskanzler"

Spitzenpolitiker auf Katastrophen-Schauplätzen – das ist rutschiges Terrain.
Man erinnert sich an den damals schlecht beratenen Viktor Klima und seinen Schaulauf im Hochwasser in Gummistiefeln.
Oder an Armin Laschet heuer im Sommer, als er sich über einen Witz zerkugelte, während der deutsche Bundespräsident tröstende Worte an die Überschwemmungsopfer richtete. Ein Lacher am falschen Platz, und das Unwetter geriet zur Polit-Katastrophe für die CDU.
Bundeskanzler Alexander Schallenberg wagte sich am Donnerstag zum Waldbrand im Quellgebiet des Wiener Wassers, um den Einsatzkräften seine Unterstützung zu zeigen und sich ein Bild von der Lage zu machen.

Er hat den Termin ohne Peinlichkeit überstanden. Dass er dort überhaupt hinfuhr, zeigt, dass sich Schallenberg nicht als Kanzler auf Abruf empfindet. "Nach den schwierigen ersten Tagen wird er täglich ein Schritt mehr Bundeskanzler", bestätigt ein Beobachter.
Tatsächlich richtet sich die ÖVP darauf ein, dass Sebastian Kurz keinesfalls vor dem nächsten Wahltag als Kanzler zurückkehren wird. Ein Comeback von Kurz wird es maximal als Spitzenkandidat bei der nächsten Wahl geben, ein Einwechseln während der laufenden Legislaturperiode ist nicht vorgesehen.
Auch eine etwaige Spitzenkandidatur ist nur unter der Voraussetzung denkbar, dass Kurz bis dahin juristisch reingewaschen ist: entweder, indem die Verfahren eingestellt werden, oder, im Fall der Anklage, nach einem Freispruch.
Finanzminister Gernot Blümel formuliert das in einem Profil-Interview so: Ein Comeback von Kurz hänge "vom Status der zu überprüfenden Vorwürfe ab". Die Parteigremien der ÖVP würden "rechtzeitig vor der nächsten Wahl die Entscheidung treffen, wer Spitzenkandidat wird". Blümel: "Wenn die Verfahren bis dahin eingestellt sind, sehe ich überhaupt kein Problem." Die nächsten Wahlen, prophezeit Blümel, würden regulär stattfinden.
Von den wichtigsten fünf Kurz-Mitarbeitern bleiben zwei bei Schallenberg, drei verlassen das Kanzlerkabinett. Zu den fixen Abgängern zählen Stratege Stefan Steiner sowie die Chef-Kommunikatoren Gerald Fleischmann und Johannes Frischmann.
Kabinettschef Bernhard Bonelli und dessen Stellvertreter Markus Gstöttner sind aufgrund ihrer Fach-Expertise geschätzt und eingespielte Achsenpartner der Grünen.
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