Rumoren in der FPÖ nach Kickls AfD-Stippvisite
Erst das Selfie mit einem Identitären am Akademikerball von Norbert Hofer, dann sein Sager, der Verlust von fünf Prozentpunkten auf 9,8 Prozent sei „das drittbeste FPÖ-Ergebnis im Burgenland überhaupt“. Dazwischen Heinz-Christian Straches Schlagabtausch mit der FPÖ um Anwaltskosten im sechsstelligen Bereich und jetzt Herbert Kickl auf Stippvisite bei der Schwesterpartei AfD (Alternative für Deutschland) in Berlin. Die FPÖ kommt nicht aus den Schlagzeilen. Funktionäre wie Beobachter nicht aus dem Stirnrunzeln.
„Man kann von ihr lernen, dass man auch schwierige Zeiten durchhalten muss“, erklärt AfD-Ehrenvorsitzender Alexander Gauland das Naheverhältnis zu den Freiheitlichen. Wie schwierig die Zeiten seit Bekanntwerden der Ibiza-Affäre sind, das wird partout in der deutschen Bundeshauptstadt offenbar. Dort sollen laut Presse-Recherchen gegenwärtig „mindestens fünf“ Ex-FPÖ-Mitarbeiter bei der AfD arbeiten.
Auf KURIER-Nachfrage heißt es aus FPÖ-Kreisen, zwei Kabinettsmitarbeiter von Ex-Sozialministerin Beate Hartinger-Klein seien im Herbst nach Berlin übersiedelt. Die AfD sei vor den Neuwahlen 2019 „bei der FPÖ keilen gegangen, um Mitarbeiter, die von heute auf morgen auf der Straße gestanden sind, nach Deutschland zu holen.“ Auf eine Zahl – wie viele Ex-FPÖ-Mitarbeiter heute in Berlin oder im nahen Bayern für die AfD arbeiten – will sich aber niemand festlegen.
Offen lässt FPÖ-Klubchef Kickl bei der Pressekonferenz mit Gauland und Alice Weidel (Co-Vorsitzende der AfD) am Dienstag auch, wie konkret die Zusammenarbeit zwischen AfD und FPÖ aussieht. Ganz genehm ist die wieder zur Schau gestellte Nähe nicht allen. „Gauland und Co. müssen überlegen, ob sie mehr mit dem Verfassungsschutz zu tun haben wollen oder mit Wählern“, sagt ein ranghoher FPÖ-Funktionär zum KURIER. Eine Partei, die vom deutschen Verfassungsschutz beobachtet werden könnte (das wird derzeit geprüft), sei dem ohnehin schon „ramponierten Image“ der FPÖ abträglich.
Weiter schaden würde die Zweigleisigkeit an der FP-Spitze. Parteichef Hofer habe die „undankbare Rolle des Krisenmanagers übernommen“, heißt es. Er sei aber mehr Dritter Nationalratspräsident denn FPÖ-Boss. „Gerade in einer Oppositionspartei wie der FPÖ hat der Klubchef das Sagen. Er hält die meisten Reden im Parlament und zeigt, wo es lang geht. Der Chef heißt deshalb Kickl“, sagt ein anderer Spitzenfunktionär.
Bis zur Wien-Wahl im Herbst werde die Konstellation – Parteichef Hofer, Klubchef Kickl – weiter existieren, ist sich das Gros der befragten Funktionäre aber gewiss. Grund: Es gebe niemanden, der sich empfehle oder besser eigne als Hofer. Der bis dato einzig Infrage-Kommende: Manfred Haimbuchner. Der FPÖ-Chef und Landeshauptmann-Stellvertreter in Oberösterreich hat 2021 eine Wahl zu schlagen und bis dahin keine Ambition nach Wien zu wechseln, heißt es.
„Hofer ist die Pamela Rendi-Wagner der Freiheitlichen“, bringt es ein Freiheitlicher auf den Punkt.
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