Generalstabschef Rudolf Striedinger: Im Tarnanzug an die Heeresspitze
Seit 20 Jahren ist Rudolf Striedinger in Führungspositionen des österreichischen Bundesheers zu finden. Mit Oktober wird der Niederösterreicher, der zuletzt bereits stellvertretender Generalstabschef war, nun oberster Offizier des Bundesheers. Der breiteren Öffentlichkeit wurde er zuletzt als Co-Vorsitzender der Gesamtstaatlichen Krisenkoordination GECKO bekannt und sorgte dabei mit ungewohnten Auftritten im Tarnanzug und teils martialischer Rhetorik bisweilen für Irritation.
Der am 26. September 1961 geborene Niederösterreicher hat seit seinem Präsenzdienst 1979 diverse Stationen im österreichischen Bundesheer hinter sich gebracht, seit 20 Jahren in Führungspositionen. Ab 2002 war der Absolvent der Theresianische Militärakademie Leiter des Generalstabsbüros sowie Abteilungsleiter der Generalstabsabteilung und kümmerte sich dabei um die unmittelbare Unterstützung des Generalstabschefs und die Koordinierung des Generalstabs mit der politischen Leitung des Ressorts. Ab 2011 war Striedinger Kommandant des Militärkommandos, 2016 wechselte er als militärischer Leiter in das Abwehramt. 2020 war er Stabschef von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner, seit Juli 2021 dann Leiter der Generalstabsdirektion sowie stellvertretender Generalstabschef. Seit Ende 2021 sollte er außerdem neben der Generaldirektorin für die öffentliche Gesundheit, Katharina Reich, als GECKO-Leiter für ein koordinierteres Vorgehen beim Impfen, Testen und Medikamentenbestellung in der Coronapandemie sorgen. Im Oktober soll er nun zum Generalstabschef aufsteigen.
Auslandserfahrung sammelte Striedinger etwa 2006 als Kommandant des österreichischen Kontingents sowie der Task Force North der Mission EUFOR ALTHEA in Bosnien und Herzegowina. Als Leiter des Abwehramts war er außerdem im regelmäßigen Kontakt mit ausländischen Nachrichtendiensten, wie im Verteidigungsministerium betont wird.
Debatten über seine medialen Auftritte im kurz davor ausgegebenen "Tarnanzug neu" als Co-Leiter von GECKO konnte Striedinger nicht nachvollziehen. Er habe ihn "unter die Leute bringen" wollen. "Dass die Uniform der österreichischen Soldaten für die Bevölkerung als Bedrohung empfunden wird, hat mich überrascht." Sprachlich gab Striedinger sich ebenfalls kampfbereit und bezeichnete das Impfen etwa als "strategische Waffe gegen das Virus": "Hier ist nicht Gewaltfreiheit angesagt."
In der Opposition ortet man bei Striedinger ÖVP-Nähe. So hat er laut einer parlamentarischen Anfrage der Neos als Leiter des Abwehramts in Uniform an einer Veranstaltung mit dem damaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Manfred Weber, dem Spitzenkandidaten der Europäischen Volkspartei, teilgenommen.
Kritik gab es auch an einem - später zurückgezogenen - Erlass, mit dem "unerbetene öffentliche Meinungsäußerungen von Ressortangehörigen" untersagt werden sollen. Auch für seine Aussagen vor rund zwei Jahren, wonach die militärische Landesverteidigung nicht mehr Kernaufgabe des österreichischen Bundesheeres sei, musste Striedinger Kritik einstecken.
Privat ist wenig über Striedinger bekannt, Religion dürfte im Leben des verheirateten Vaters von sechs Kindern eine maßgebliche Rolle spielen. Eine seiner Publikationen handelt etwa von seinen "Erfahrungen eines Kommandanten mit der Militärseelsorge im Auslandseinsatz".
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