Psychiater über ÖVP-Chats: "Hier herrschte ein hohes Maß an Eigensucht"

Psychiater über ÖVP-Chats: "Hier herrschte ein hohes Maß an Eigensucht"
Psychiater Reinhard Haller blickte in die Seele der größten Verbrecher des Landes – sein Spezialgebiet ist der Narzissmus. Er verrät, welche Psycho-Botschaften hinter den Chats von Sebastian Kurz und Thomas Schmid stecken.

Seit zehn Tagen ist die stolze ÖVP traumatisiert, die Republik hat einen neuen Skandal, Shootingstar Sebastian Kurz ist entzaubert. Wie es so weit kommen konnte, wie Männer Macht ausüben, und was die Chats über die Persönlichkeiten verraten, diagnostiziert der bekannte Psychiater Reinhard Haller im Interview.

KURIER: Herr, Haller, die Empörung und Fassungslosigkeit über das Niveau der Chatnachrichten ist enorm. Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat sich entschuldigt. Die Meinung der Kommentatoren ist, dass sich hier zwei machtgierige, abgehobene Politiker unterhalten, die nur ein Ziel haben: den persönlichen Vorteil, statt dem Land zu dienen. Welche Persönlichkeitsstruktur lesen Sie, als Kriminalpsychologe, aus diesen Chats?

Reinhard Haller: Ich kenne natürlich nicht den Zusammenhang der Chats, daher ist es schwierig, eine Diagnose betreffend einzelner Personen aus der Ferne abzugeben, ich kann seriös nur das Gesamtgeschehen kommentieren. Trotzdem lässt sich aus den vorliegenden Nachrichten ablesen, dass sich hier jemand von einer ganz anderen Seite darstellt – nämlich so, wie man sich ihn nicht vorgestellt hätte. Nicht umsonst wird berichtet, dass Enttäuschung herrscht. Das Wort enthält ja schon den Begriff Täuschung – sprich: jemand hat andere getäuscht.

Verändert Macht den Menschen, dass man glaubt, Grenzen überschreiten zu können? Thomas Schmid, schreibt ja selbst in einem Chat: "So weit bin ich noch nie gegangen."

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