Genährt wird der Eindruck auch vom neuen Kanzler. Der sagt am Tag seiner Angelobung, er halte die gegen Kurz im Raum stehenden Vorwürfe für falsch. Für SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner ist die Regierungsbildung darob eine „Farce“. Tags darauf legt Schallenberg die 104-seitige Anordnung zur Hausdurchsuchung, die Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger ihm reicht, auf den Boden. Dass Schallenberg später seine Worte differenziert, sich für das Weglegen entschuldigt, glättet die Wogen kaum.
Manch Beobachter deutet zwei Notfälle (ein Kameramann stürzt am Sonntag vor Schallenberg, während der Sondersitzung kollabiert eine SP-Mandatarin am Rednerpult) gar als Omen.
Ausländische Beobachter sehen die Situation in Österreich gespalten. „Als Kanzler war’s das für Kurz“, so die deutsche Welt. „Es wäre fatal, wenn die Partei in der Trauer über ihren verflossenen Helden Schallenberg keine echte Chance geben würde.“ Anders die französische Le Monde. Kurz, „der König des politischen Marketings“, habe sich „an seinem eigenen Spiel verbrannt. Es ist zu früh, um zu wissen, ob dieser Rücktritt das Ende seiner Karriere markiert“. Für Politico (Brüssel) könnte sich „der 35-jährige Populist noch weißwaschen und ein Comeback machen“.
Ein Comeback gibt dieser Tage partout Heinz-Christian Strache. „Was Kurz gesät hat, hat er geerntet. Es gibt so etwas wie Karma“, so der Ex-FPÖ-Chef. Seine Stunden auf Ibiza gereichen kommende Woche zur Drama-Serie auf Sky. Ob das „Schmierentheater in Österreich“ (Berliner TAZ) weitergeht, es zur „Atempause“ kommt (Schallenberg im KURIER-Interview am Samstag) oder Grüne oder ÖVP die „Not-Aus-Taste“ drücken, wie von FPÖ-Chef Herbert Kickl verlangt, wird die Zeit zeigen.
Kommentare