Psychiater Musalek: "Lockdown ist starkes Medikament mit Nebenwirkungen"

Michael Musalek: "Spüren, wie viel besser es einem geht."
Schon der erste Lockdown war herausfordernd. Doch wie lange hält der Mensch die Belastung durch die Pandemie noch aus? Der KURIER hat mit Psychiater Michael Musalek gesprochen.

KURIER: Wir befinden uns im dritten Lockdown, dem 11. Monat der Pandemie. Wie sehr belastet das die Psyche?

Michael Musalek:
Wir müssen zwei Kollektive unterscheiden. Das eine Kollektiv sind psychisch Kranke, das andere ist die sogenannte Normalbevölkerung, die massiv belastet ist. Menschen halten Akutbelastungen sehr gut aus, aber Langzeitbelastungen sehr schlecht.

Sind wir es jetzt mit einer Langzeitbelastung?

Wir sind in einer Langzeitbelastung. Sie können das mit einem Fußballspiel vergleichen. Die zweite Halbzeit ist auch im Sport die schwierigste: Da schwinden Energie und Motivation und es entscheidet sich, ob man die Partie gewinnt oder verliert. In dieser Situation befinden wir uns.

Bei Corona wissen wir aber nicht, wann der Schlusspfiff kommt. Wie wichtig ist für die Psyche ein genaues Datum oder geht es mehr um die Perspektive?

Es geht um die Perspektive, denn wir wissen nicht, wie lange es dauert, bis wir die Pandemie in den Griff bekommen. Natürlich sind die Lockdown-Maßnahmen extrem belastend, doch wir können sie teilweise entschärfen. Es ist wie bei einem Medikament: Wenn ein Medikament hochwirksam ist, dann hat es auch Nebenwirkungen. Wir können die Nebenwirkungen aber minimieren.

Wie können wir die Lockdown-Nebenwirkungen minimieren?

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