Popper: "Wenn wir das Impftempo so beibehalten, geht's bald rund"

Niki Popper befürchtet Anstieg Ende September
Der Simulationsforscher bewertet die aktuellen Maßnahmen und kritisiert die mediale Präsenz von Querschlägern.

"Leider muss man sagen, dass wir mit unserer Prognose richtig lagen", meinte Simulationsforscher Niki Popper im Interview in der ZIB 2. Popper bezieht sich damit auf die für Oktober angekündigte Auslastung der Intensivstationen, die er im August prognostiziert hatte. "Wir bräuchten eine Million Impfungen mehr, dann würden die Zahlen auf der Intensivstation jetzt annähernd gleich bleiben. Das ist ein Appell, impfen zu gehen."

Und weiter: "Wir brauchen Klarheit bei den Daten und in der Kommunikation. Es kommen immer wieder Querschläger zu Wort, die Unsicherheit streuen."

Die aktuelle Teststrategie im Rahmen der Schulöffnung funktioniere laut Popper: "Das ist ein wichtiger Schritt. Wir haben zur Zeit Mini-Epidemien in den Gruppen, die sich nicht impfen lassen können oder wollen."

Kritik an Kommunikation der Regierung

Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle kommentierte die aktuelle politische Lage: Es habe Fehler in der Kommunikation und widersprüchliche Signale vonseiten der Bundesregierung gegeben: "Am selben Tag, als die FFP2-Maske wieder verpflichtend eingeführt wurde, wurde die Quarantänezeit für Schüler verkürzt. Das haben viele nicht verstanden. Es wundert nicht, dass das für Empörung sorgt in der Bevölkerung."

Was die Gruppe der Ungeimpften angeht, meint Stainer-Hämmerle: "Es handelt sich um eine heterogene Gruppe, die noch nicht geimpft ist: Der harte Kern, etwa 15 Prozent, ist schwer zu erreichen." Annähernd gleich groß sei aber die Gruppe jener, die noch zögerlich ist. Sie könne man mit guten Argumenten gewinnen  "allerdings nicht über Politik, sondern Personen, denen vertraut wird."

Den weitaus höheren Impffortschritt in anderen EU-Ländern erklärt die Politologin folgendermaßen: "In den skandinavischen Ländern ist das Vertrauen in die Politik viel höher als in Österreich. Und in den südlichen Ländern wie Spanien und Portugal haben die Menschen Angst vor härteren Maßnahmen, die sie aus den vergangenen Monaten gut kennen. In Österreich muss den Menschen viel stärker vermittelt werden, welche Auswirkungen ihre Impfverweigerung auf die Gesellschaft hat."

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