Plagiatsvorwurf: Wer ist die ÖAWI und was macht sie?

PK "AKTUELLES ZU ARBEITSMARKT, NACHHALTIGKEIT UND KLIMASCHUTZ": ASCHBACHER
Die Österreichische Agentur für wissenschaftliche Integrität ÖAWI hat die Untersuchung abgeschlossen: Ex-Arbeitsministerin Aschbacher behält ihren Magistertitel.

Im Jänner 2021 tritt Christine Aschbacher als Arbeitsministerin der türkis-grünen Regierung zurück. Grund sind die Plagiatsvorwürfe betreffend ihrer Diplomarbeit an der FH Wiener Neustadt aus dem Jahr 2006  und ihrer Dissertation an der TU Bratislava aus dem Jahr 2020. Erhoben werden diese von Plagiatsforscher Stefan Weber

Die FH Wiener Neustadt bittet daraufhin die Österreichische Agentur für wissenschaftliche Integrität (ÖAWI) um gutachterliche Unterstützung. Knapp neun Monate später liegt das Ergebnis nun vor. Die internationalen Fachgutachterinnen und Fachgutachter kommen laut Aussendung der FH Wiener Neustadt zu dem Schluss: "Der Widerruf des akademischen Grades ist nicht begründbar." Bei der "detaillierten Prüfung der Diplomarbeit von Christine Aschbacher unter Berücksichtigung aller damaligen Rahmenbedingungen wurden zwar Mängel bei der Einhaltung der Standards guter wissenschaftlicher Praxis festgestellt; eine bewusste und gezielte Täuschungsabsicht wurde jedoch nicht nachgewiesen".

Für ÖVP-Generalsekretär Axel Melchior ist deshalb "die Zeit reif für eine Entschuldigung der Opposition bei Christine Aschbacher". Und: "Einmal mehr hat der Realitätscheck bewiesen, dass die mediale Hetzjagd, befeuert von den Oppositionsparteien, schon vor vollständiger Aufklärung der Wahrheit unwiderrufliche Folgen hatte."

Doch wer ist die ÖAWI - und was macht sie?

Die Österreichische Agentur für wissenschaftliche Integrität ist ein Verein, der seit 2008 besteht. Zu den laut Homepage "über 50 stimmberechtigten Mitgliedsinstitutionen" zählen  "alle öffentlichen, österreichischen Universitäten, mehrere Privatuniversitäten, Fachhochschulen sowie verschiedene außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und Forschungsförderorganisationen". 

Die ÖAWI hat es sich zum Ziel gesetzt, das "Bewusstsein für die Standards guter wissenschaftlicher Praxis" zu stärken und Aufklärung zu betreiben, um wissenschaftliches Fehlverhalten zu vermeiden. Zur Prävention biete die ÖAWI "Beratung sowie Trainings an und arbeitet in nationalen und internationalen Arbeitsgruppen bei der Erstellung von Grundsatzdokumenten mit"

Die Kommission für wissenschaftliche Integrität, die auch bei der Diplomarbeit von Christine Aschbacher tätig wurde, berät die Mitglieder - in Aschbachers Fall die FH Wiener Neustadt - "insbesondere bei vermutetem wissenschaftlichen Fehlverhalten unter Berücksichtigung internationaler Entwicklungen". 

Internationale Professoren aus unterschiedlichen Disziplinen

Jeder, der sich von (mutmaßlichem) wissenschaftlichem Fehlverhalten mit Bezug auf Österreich betroffen ist, kann sich laut Homepage an die Kommission wenden. Das Gremium, das mit ausländischen Professorinnen und Professoren aus unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen besetzt ist,  "garantiert maximale Distanz zum Alltag des österreichischen Wissenschaftsbetriebs. Zusätzlich ist ein Kommissionsmitglied mit wissenschaftlicher Expertise in Fragen des österreichischen Rechts beratend tätig" heißt es auf der Homepage. Letztgenanntes Mitglied hat jedoch kein Stimmrecht.

Nach erfolgter Überprüfung durch die Kommission wird die abschließende Stellungnahme - mit der Zusammenfassung und Beurteilung der Untersuchungsergebnisse sowie der Empfehlung für die weitere Vorgehensweise "an die Betroffenen Personen und Institutionen übermittelt".   

Die Umsetzung möglicher Sanktionen obliegt der Institution - also der jeweiligen Universität, Hochschule. 

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