Plagiatsforscher über sein "Geschäftsmodell", "Studierunfähigkeit" und "Titelgeilheit"

Plagiatsforscher Stefan Weber
In seiner Streitschrift bezichtigt Stefan Weber den ÖBB-Chef des Plagiierens und beschreibt seine Sicht auf die Universitäten sowie 18 Maßnahmen.

Er dankt im Vorwort jenen, die ihn verhindert haben und lässt in den einleitenden Worten, die "Piefke-Saga" zitierend, wissen, dass er so gerne drinnen wäre: "einer von ihnen" - aber: "sie lassen mich einfach nicht (ganz) hinein".

Er, das ist Stefan Weber, der seit seinen eigenen Studienanfängen hinein will in den wissenschaftlich-akademischen Betrieb, es aber nicht schafft(e).

➤ Mehr lesen: Weber: "Matthä ist sofort als monströses Plagiat hervorgestochen"

Seit Jahren macht er anderen mit Plagiatsvorwürfen zu schaffen und sich selbst einen Namen als "Plagiatsjäger". Zuletzt gerät Weber allerdings immer öfter selbst in die Kritik, weil die von ihm vorgebrachten Plagiatsvorwürfe (Aschbacher, Zadic u. a.) von Gutachterkommissionen nicht bestätigt wurden. Zumal er selbst im Fall Matthias Graw einem doppelten Plagiat aufsaß.

Zu Beginn seiner 216 Seiten umfassenden Streitschrift hält Stefan Weber fest: "Auch ich liebe die Wissenschaft ... Aber die Wissenschaft, genauer: die Universität, sie liebt mich nicht. Und ich glaube an sie, die Universität, auch nicht mehr. Es geht mir wie dem Gläubigen, der sagt: Ich glaube an Gott, aber nicht an die Kirche."

"Antifehlerkultur"

Der 53-Jährige will sich nicht "als Opfer darstellen" und auch nicht "als einer, der bloß Pech hatte". Eineinhalb Jahre ist Weber in den 2000er Jahren an der Universität Salzburg als Professor tätig. Dort habe er eine "Antifehlerkultur" erlebt. Ihm gehe es um tatsächliche und gelebte "gute wissenschaftliche Praxis", um korrektes Zitieren und Angeben von Quellen - und deshalb eben auch um das Aufspüren von Plagiaten.

➤ Mehr lesen: Plagiatsforscher Weber von Ehrenamt entbunden

"Ein ehemaliger Präsident des FWF (des österreichischen Forschungsförderungsfonds) sagte zu mir schon vor vielen Jahren: 'Wenn Sie nur noch Plagiate sehen, dann müssen Sie zum Arzt.' Nun, wenn ich mir heute ansehe, was die Plagiatssoftware Turnitin in den Theorieteilen österreichischer Master- und Doktorarbeiten regelmäßig entdeckt, nämlich seitenweise abgeschriebene Passagen, dann frage ich mich schon, wer hier zum Arzt muss. Aber auch damals ließ ich mich verunsichern. Noch 2021 wurde mir von der Spitzenpolitik ausgerichtet, dass man mein Geschäftsmodell - das des 'Plagiatsjägers' - nicht goutiere. Ich sei ja eigentlich ein Kopfgeldjäger, der das Vertrauen in die Wissenschaft untergrabe."

Kommentare