Für viel Aufsehen hat vergangene Woche ein Artikel des Onlinemediums Zackzack gesorgt: Karin Wurm, Freundin des verstorbenen Justiz-Sektionschefs Christian Pilnacek, äußerte schwere Vorwürfe.
Beamte des Landeskriminalamts Niederösterreichs hätten ihr persönliche Gegenstände des Toten abgenommen - Handy, Schlüssel und Geldbörse - und immer wieder nach seinem Laptop, seiner Aktentasche und einem USB-Stick gefragt, sagte sie da. Das befeuerte Theorien, wonach Beamte nach politisch brisantem Material gesucht haben könnten.
Heute, Donnerstag, legte Wurm nach: Die Rede ist von einer Durchsuchung von Pilnaceks Wohnung in Wien, über die ihr ein Kriminalbeamter berichtet haben soll. "Wir haben eh schon in der Wohnung alles durchsucht, hat er gesagt. Er wollte, dass ich in mich gehe, wo der Laptop ist, ich solle nachdenken, ob mir nicht doch noch einfällt, wo er versteckt ist", wird Wurm zitiert.
Caroline List, der Witwe Pilnaceks, reicht es jetzt. In einem Telefongespräch mit dem KURIER will sie "einige Dinge aufklären". So schwer es ihr auch fällt, über den Tod ihres Mannes und die Zeit danach zu sprechen.
"Es gab keine Durchsuchung", sagt List. "Die einzigen, die in der Wohnung waren, waren meine Kinder und ich."
List bestätigt, dass die Beamten Gegenstände bei Wurm abgeholt haben. Die Schlüssel für Wohnung und Auto, die Geldtasche und das Handy seien zunächst einem Anwalt übergeben worden, in dessen Kanzlei hätten ihre Kinder die Gegenstände später abgeholt.
Und zwar am selben Tag, an dem man den Leichnam gefunden hatte, also am 20. Oktober 2023.
Die Wohnung in Wien sei die gemeinsame gewesen, betont List. "Es stimmt nicht, dass wir getrennt gelebt haben." Sie habe dann in der Wohnung übernachtet, Polizisten seien dort nie gewesen.
"Diese Frau wird benützt"
Sie bestätigt auch, dass sie nach der Aktentasche, dem Laptop und dem USB-Stick ihres Mannes gesucht habe. "Die waren aber weder in der Wohnung, noch im Auto. Also mussten sie noch im Haus in Rossatz sein", sagt List.
Das Haus in Rossatz ist jenes, in dem Wurm mit ihrer Freundin Anna P. gelebt hat. P. hat Pilnacek abgeholt, nachdem er in der Nacht des 19. Oktober 2023 von der Polizei aus dem Verkehr gezogen worden war. Am nächsten Morgen wurde der 60-Jährige tot im Altarm der Donau gefunden.
Wenige Stunden später haben dann Beamte Wurm aufgesucht und seine persönlichen Gegenstände gefordert. Nach eigenen Angaben gab sie ihnen aber nur Handy, Geldbörse und Schlüssel.
Warum sollte Wurm die anderen gesuchten Gegenstände behalten haben? "Diese Frau wurde und wird von Leuten benützt, um an das persönliche Datenmaterial meines Mannes zu kommen“, sagt List.
Großes Interesse an den Daten, die ihr Mann auf dem Laptop und auch auf einem externen Datenträger gespeichert hat, habe zum Beispiel Zackzack.
"Kein belastendes Material"
Rund um den Laptop und den USB-Stick ranken sich seit Monaten Gerüchte: Darauf soll sich politisch brisantes Material befinden, mit dem vor allem die ÖVP belastet wird. Die Rede ist von Interventionen bei Strafverfahren und Ähnlichem. Pilnacek war zehn Jahre lang höchster Beamter im Justizministerium mit besten Kontakten in Politik und Wirtschaft.
Danach gefragt, sagt List nur: "Das ist Unsinn. Mein Mann hat kein belastendes Material gehabt."
Rechtliche Schritte?
Fest steht: Sie will die Habseligkeiten ihres Mannes zurück. Nicht nur Laptop, Aktentasche und USB-Stick, sondern auch einige Anzüge und andere persönliche Gegenstände, die sich noch bei Wurm befinden. Nachdem diese in den Nachlass gehören, überlegt List (sie ist Juristin und Präsidentin des Straflandesgerichts Graz) rechtliche Schritte.
Auf Nachfrage des KURIER, warum Kriminalbeamte Pilnaceks Sachen abgeholt und mit Wurm kommuniziert haben? "Ich will mit dieser Frau nicht zusammentreffen", erklärt List.
Ein Versuch, die persönlichen Gegenstände über Anna P. zu bekommen, sei bereits Ende Oktober gescheitert, sagt sie. P. habe sich nie wieder gemeldet.
Anzeigen und Anfragen
Laut besagtem Zackzack-Bericht am Donnerstag hat Wurm wegen der angeblichen "illegalen Hausdurchsuchung" Anzeige erstattet. Der Vorwurf gegen drei Personen aus dem Landeskriminalamt Niederösterreich soll demnach Amtsmissbrauch lauten.
Vergangene Woche hat bereits die Untersuchungskommission rund um Anti-Korruptionsexperten Martin Kreutner eine Sachverhaltsdarstellung an die WKStA geschickt. Kreutner sagte zum KURIER, es gehe um die Abklärung allfälliger Unstimmigkeiten rund um die Ermittlungen zum Tod Pilnaceks. "Es muss die Frage erlaubt sein, ob von allen Seiten lege artis vorgegangen worden ist."
Diese Sachverhaltsdarstellung wurde zunächst von der WKStA an die Staatsanwaltschaft Krems weitergeleitet, am Donnerstag hat diese aber angeboten, sie an die WKStA abzutreten. Dort werden laut einer Sprecherin nun beide Verfahren geführt.
SPÖ, FPÖ und Neos haben zudem parlamentarische Anfragen an das Justiz- und das Innenministerium eingebracht.
Kommentare