"Je größer die Fläche, desto günstiger der Strom"

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Cornelia Daniel, Geschäftsführerin der PV-Firma Dachgold e.U. & Tausendundein Dach über Kosten und Wartezeiten für eine PV-Anlage und die Abhängigkeit von China.

Der Ausbau der Photovoltaik in Österreich geht voran. Und zwar in Rekordgeschwindigkeit. Noch ist das hehre Ziel der türkis-grünen Regierung - eine Million Dächer in Österreich mit Photovoltaik auszustatten - zwar noch in weiter Ferne, doch die Nachfrage steigt. Natürlich auch ob der gestiegenen Energiekosten seit Beginn des Ukraine-Krieges. 

Im ersten Förderjahr 2022 wurde die "Schallmauer" von einem Gigawatt neu installierter Leistung durchbrochen. 2023 hält der Trend laut Klimaministerium an. Rund 90.700 Anträge für Photovoltaikanlagen bis zu 20 Kilowatt wurden in den Kategorien A und B gestellt. "Jedes zusätzliche Sonnenkraftwerk in unserem Land schützt das Klima. Der Ausbau von Sonnenstrom stärkt die Unabhängigkeit und sorgt für sinkende Energiepreise. Es sind wirklich gute Nachrichten, dass so viele Menschen ihren Beitrag dazu leisten", so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler bei der Bilanzpressekonferenz. Cornelia Daniel, Geschäftsführerin von Dachgold e.U. & Tausendundein Dach über die Nachfrage nach Anlagen und wo Österreich im internationalen Vergleich steht.

KURIER: Der Run auf PV-Anlagen scheint ungebrochen. Gibt es auch ein „Zuviel“?

Cornelia Daniel: Nein definitiv nicht, wir sind erst jetzt auf dem Ausbauniveau von Deutschland vor 10 Jahren und müssen erstmal aufholen. Wir liegen auch erst bei 2-3% des Strombedarfs. Es ist also noch viel Luft nach oben. Die Herausforderung ist eher, dieses Tempo jetzt zu halten und alle Systeme mitwachsen zu lassen. Die größte Herausforderung ist hierbei der Netzausbau, der mitziehen muss.

"Je größer die Fläche, desto günstiger der Strom"

Cornelia Daniel 

Hat Ihres Erachtens die Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen insbesondere mit mehr  Fördergeldern, gestiegenem Umwelt-/Nachhaltigskeitsbewusstsein oder Kosten-/mittel- und langfristigen Energieeinspargründen zu tun?Alle drei Faktoren sind daran beteiligt. Das EAG (Erneuerbaren Ausbaugesetz) hat eine Verzehnfachung der geförderten Anlagen ermöglicht und die gestiegenen Strompreise und der Weckruf durch den Ukrainekrieg haben die Nachfrage explodieren lassen. 

China verfügt nicht nur über Rohstoffe, sondern kann auch billiger produzieren? Kann Europa und Österreich den Bedarf abdecken?

Im Moment nicht. Hier hat die europäische Industriepolitik vor 20 Jahren schon falsche Impulse gesetzt - das können wir auch nicht von heute auf morgen ändern. Im Moment profitieren wir von der günstigen Produktion der Module und wenn sie erstmal am Dach sind, gibt es auch keine Abhängigkeiten mehr. Ich rate jedem, jetzt noch zu investieren, solange die Module nach Europa noch geliefert werden und günstig zu kaufen sind, ohne Zölle oder andere protektionistische Maßnahmen. Langfristig ist es aber natürlich wichtig, auch eine eigene Produktion aufzubauen, das wird aber noch dauern. 

Ab welcher Fläche lohnt eine Photovoltaik-Anlage für Private, Unternehmen, Bund? Mit welchen Kosten, Lieferdauer, Wartezeiten muss man derzeit rechnen?

Die Grundregel lautet: Je größer die Dachfläche, desto günstiger wird der Strom, der vom Dach kommt. Wir machen Projekte ab 100 m2, da kostet der Strom vom Dach dann ca. 5-6 Cent/kWh, also je nachdem ob ich nun 10, 20 oder 30 Cent für den Strom bezahle, um ein Vielfaches günstiger.

Die Kosten liegen je nach Anlagengröße zwischen 1.200 und 2.000 Euro/kWp und die Lieferdauer liegt zwischen 6 und 12 Monaten. Wichtig ist, einfach mal zu starten, nachdem das ein Kraftwerk für die nächsten 30 Jahre ist, kommt es auf den ein oder anderen Monat nicht an.

Soll man PV-Anlagen mit Batterien kaufen? Wann ist diese sinnvoll, wann nicht?

Das kommt darauf an, was man möchte. Wenn man einfach den Strom vom Tag in die Nacht bringen möchte, dann kann das sinnvoll sein. Wirtschaftlich kommt es immer darauf an, wie viel man für den Strom vom Netz bezahlt. Die Erzeugungskosten des Stroms verdoppeln sich jedenfalls mit der Batterie und man produziert dann um 12 statt um 6 Cent/kWh. Wenn man mehr als 20 Cent für den Strom bezahlt, zahlt sich die Batterie noch immer aus. Wenn man 10 oder 15 Cent bezahlt, geht es dann schon eher in Richtung Nullsummenspiel. Eine Batterie wird aber meistens nicht wegen der Wirtschaftlichkeit gekauft, sondern weil man sie einfach haben möchte. So wie viele andere Dinge im Haus, die sich nicht rechnen. Bei den Unternehmen, die wir beraten, raten geht es schon mehr um die Wirtschaftlichkeit und da ist es einfach ein vielfaches lukrativer, den überschüssigen Strom zu verkaufen, statt zu speichern.  

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