Der Patientenanwalt berichtet von Patienten, deren Operationen im Böhler abgesagt und die nun auch von Wiener Gemeindespitälern abgewiesen wurden. Was ist da schiefgelaufen?
Dass die Kommunikation der AUVA nicht funktioniert hat. Es ist inakzeptabel, dass sie den Eindruck vermittelt hat, nach dem Motto „Hinter mir die Sintflut“ die Pforten zu schließen. Das habe ich auch gegenüber der AUVA klargestellt. Sie hat sich darum zu kümmern, dass die Patienten fertig behandelt werden. So ist das vereinbart.
Sie haben vergangene Woche gefordert, der AUVA-Obmann solle „seinen Laden in den Griff bekommen“. Ist das inzwischen der Fall?
Ich habe den Eindruck, dass er sich jedenfalls sehr bemüht und die Botschaft verstanden hat. Sie war unmissverständlich: Jede Form der Leistungseinbußen ist inakzeptabel.
Wie geht es Ihnen als Gesundheitsstadtrat damit, dass mitten in Wien ein Spital steht, das wegen Brandschutzmängel über Jahrzehnte eine potenzielle Todesfalle für Patienten war?
Ich würde das nicht so drastisch formulieren, aber grundsätzlich stimmt das. Doppelt interessant ist, dass es sich dabei ausgerechnet um ein Gebäude der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt handelt. Ich gehe davon aus, dass die AUVA ihre Vergangenheit aufarbeitet.
Werden Sie jetzt in Ihren Gemeindespitälern überprüfen, ob dort der Brandschutz in Ordnung ist?
Das erfolgt regelmäßig, dort gibt es die entsprechenden Routinen. In der AUVA offenbar nicht.
AUVA-Mitarbeiter, aber auch Parteikollegen von Ihnen sagen, die Brandschutz-Probleme seien nur vorgeschoben. In Wahrheit gehe es der AUVA um die Einsparung des Standorts.
Ich sehe keinen Grund, Gerüchte zu kommentieren.
Anfang April soll ein Teil der Böhler-Mannschaft ihre Arbeit im Ersatzquartier AKH aufnehmen. Ist der Umzug in so kurzer Zeit überhaupt möglich?
Wenn man sich anstrengt, schon. Wenn sich das AUVA-Management zurücklehnt, Golf spielen geht und glaubt, das gehe von selbst, dann nicht. Dann wird es aber wirklich einen Konflikt geben.
Böhler-Mitarbeiter haben Angst, im personell unterbesetzten AKH als Lückenbüßer fungieren zu müssen.
Dass es die Sorge gibt, ist verständlich. Stadt, AKH und MedUni haben aber klar gemacht, dass kein Interesse besteht, AUVA-Mitarbeiter abzuwerben. Aus einem simplen Grund: Wir wollen das Leistungsspektrum der AUVA nicht verringern.
Ab 2025 sollen dann die Böhler-Mediziner in ein noch zu errichtendes Container-Ausweichquartier am Nordwestbahnhof weiterziehen. Ist überhaupt schon klar, ob dieser Standort technisch geeignet ist?
Ich war auch überrascht, dass man am Freitag mit einer derartigen Klarheit diesen Standort kommuniziert hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass da schon alles unter Dach und Fach ist.
Ab 2030 soll laut AUVA der Betrieb wieder am bisherigen Standort aufgenommen werden. In einem neuen Spital im Rahmen eines Gesundheits- und Forschungscampus. Ist das realistisch?
Die Stadt, die AUVA und die Wiener Wirtschaftskammer haben vor rund einem halben Jahr angekündigt, dass am Standort Lorenz Böhler zusätzlich zum Spital ein Forschungsstandort und eine Produktionsstätte für Prothesen entstehen soll. Daran hat sich nichts geändert.
Das heißt, das Böhler-Spital wird dann wieder an seinem Standort im 20. Bezirk in Betrieb sein?
Ja. Das ist klar vereinbart.
Wie wollen Sie die AUVA im Ernstfall dazu bringen, sich daran zu halten?
Meiner Kreativität sind fast keine Grenzen gesetzt. Das weiß das Vis-a-vis auch. Die AUVA kann sich eine Schließung des Standorts nicht leisten.
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