"Affront“: Mitarbeiter sollen von Böhler ins AKH wechseln

"Affront“: Mitarbeiter sollen von Böhler ins AKH wechseln
Das Unfallkrankenhaus muss bis Anfang April geschlossen werden. Das Personal soll aufgeteilt werden - doch rechtlich ist noch vieles unklar. Patienten sollen kommende Woche Infos erhalten.

Eine Woche ist es her, da wird bekannt, dass das Unfallkrankenhaus Lorenz Böhler (LB) wegen Brandschutzmängeln saniert werden muss. Heißt es erst seitens der Belegschaftsvertreter der rund 500 Lorenz-Böhler-Mitarbeiter, die Sanierung sei bei laufendem Betrieb möglich, ist wenige Stunden später nichts mehr möglich.

Laut Erich Kern, der das Gutachten des 50 Jahre alten Gebäudes erstellt hat, weiß man "seit einer Woche, dass der Mangel nicht zu kompensieren ist“.

Die Folge: Die Belegschaft des LB soll auf das AKH und das Krankenhaus Meidling aufgeteilt - und derweil die Sanierung des Gebäudes vorgenommen werden.

Ab 2025 sollen am Standort Wien-Brigittenau wieder erste Übergangslösungen entstehen - bis 2030 soll dort der Forschungs-, Wirtschafts- und Gesundheitscampus Brigittenau fertiggestellt sein.

Doch bis dahin ist für Patienten wie auch die Belegschaft des LB nichts mehr wie zuvor, vieles unklar und teils dürftig bis nicht nachvollziehbar kommuniziert.

Operationstermine werden gestrichen, neue können bis auf weiteres nicht vergeben werden. Das medizinische Personal - vom Pfleger bis zum Primar - protestiert am Mittwoch (6. 3. 2024) gegen das Vorgehen der AUVA und sieht durch die Maßnahmen den "Tod des Lorenz Böhler" gekommen.

Eine Aufteilung des Teams auf zwei Krankenhäuser werde nicht funktionieren, so der Tenor. Man funktioniere "wie ein Uhrwerk", sei "ein Team", sagt der stellvertretende Betriebsrat Heinz Brenner im KURIER-Interview und plädiert jedenfalls für andere Lösungen.

Einen Tag nach der ersten Protestkundgebung (weitere sind geplant) die nächste Hiobsbotschaft für viele in der Belegschaft. Gerüchte, wonach der Wiener Gesundheitsverbund (WIGEV) bereits Namenslisten von Mitarbeitern des LB hat, die künftig im Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien ihren Dienst versehen sollen, ohne dass die rechtlichen Rahmenbedingungen klar und akkordiert wären, machen die Runde.

Festgehalten ist dies auch in einer eMail an die AUVA-Spitze. Von einem "Affront" ist darin die Rede und davon, dass "offensichtlich seitens der AUVA daran gearbeitet" werde, "eine Zusammenarbeit mit der Belegschaftsvertretung vollends zu zerstören und das Vertrauen der Mitarbeiter:innen und deren Loyalität noch weiter zu strapazieren".

Nina Brenner-Küng vom WIGEV bestätigt dem KURIER, dass einige Namen der Belegschaft, die vom Lorenz Böhler ins AKH wechseln sollen, vorliegen. "Uns wurden schon erste Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter genannt", sagt Brenner-Küng.

Wiens zuständiger Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hält, wie er Mitte der Woche im Ö1-Interview wissen lässt, die vorübergehende Aufteilung der Belegschaft des Lorenz Böhler für "alternativenlos", sagt aber auch, dass diese wieder an den Standort zurückkehren werde. "Wir könnten gar nicht akzeptieren, dass das Spital ersatzlos geschlossen wird."

Donnerstag Abend lässt die AUVA in einer Aussendung wissen, ein runder Tisch mit AUVA, Wiener Gesundheitsverbund und Med Uni Wien habe zu einem gemeinsamen Vorgehen geführt. 

An dem Runden Tisch nahmen neben der AUVA der Wiener Gesundheitsverbund, vertreten durch seine Generaldirektorin Evelyn Kölldorfer‐Leitgeb, und die MedUni Wien mit Vizerektor Oswald Wagner teil. „Mit der tatkräftigen Unterstützung von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker liegt nun ein Plan für die
weitere Vorgangsweise vor“, so die AUVA.  Kölldorfer‐Leitgeb sagte: "Ich freue mich über den nun eingeschlagenen Weg, der vor allem eines sichert: die Versorgung aller Patientinnen und Patienten in der Qualität, die sie sich zu Recht erwarten dürfen.“ Herwig Wetzlinger, Generaldirektorin‐Stv. des Wiener Gesundheitsverbundes und Direktor des AKH versicherte: „Wir begrüßen die Einigung im Sinne der betroffenen Patientinnen und Patienten und werden für die Übergangsphase die entsprechenden räumlichen Kapazitäten in höchster Qualität zur Verfügung stellen.“

Patientinnen und Patienten sollen kommende Woche Informationen darüber bekommen, ob ihr etwaiger OP-Termin eingehalten werden kann - und wenn ja, dann wo und durch wen. Die Betroffenen sollen "proaktiv informiert werden" - heißt es in einer entsprechenden Aussendung. 

Dieser Artikel wurde aktualisiert und mit Informationen um den runden Tisch ergänzt.

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