Lorenz-Böhler-Krankenhaus: Allgemeine Verunsicherungsanstalt

Lorenz-Böhler-Krankenhaus: Allgemeine Verunsicherungsanstalt
Weiterhin wissen weder Beschäftigte noch Patienten, ob und wie lange im Traumazentrum Brigittenau noch behandelt und operiert werden kann. Kommt es zum Streik?
Von Uwe Mauch

Mittwoch, kurz nach 9 Uhr in der Notfallambulanz im alten Lorenz-Böhler-Krankenhaus: Während vor dem Spital die bunten „Rettet das Böhler“-Transparente eingerollt und verstaut werden, herrscht im Warteraum geduldige Ruhe.

Niemand beschwert sich über eine längere Wartezeit aufgrund der Betriebsversammlung in der Früh. Ein Patient, einer von bisher 65.000 pro Jahr, zeigt Verständnis für die Sorgen der Belegschaft.

Er wählt fast ident dieselben Worte wie kurz zuvor die Vorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten (gpa), Barbara Teiber: „Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass man im ,Lorenz Böhler‘ exzellent behandelt wird.“

Lorenz-Böhler-Krankenhaus: Allgemeine Verunsicherungsanstalt

Aus allen Einrichtungen der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) in Österreich sind Abordnungen in die Donaueschingenstraße 13 im 20. Bezirk gekommen, auch aus den Rehazentren. Aus Angst vor möglichen dienstrechtlichen Folgen wollen langjährige Mitarbeiter aber nur anonym etwas sagen.

Abteilung aufgelöst

Eine Pflegefachkraft aus dem „Lorenz Böhler“ erzählt, dass ihre Abteilung schon aufgelöst wurde, dass sie auch nicht weiß, wo sie morgen arbeiten wird: „Gut, ich habe noch einen Dienstplan für März. Der gilt wie ein Vertrag und darf nur einvernehmlich aufgelöst werden. Aber was ist dann im April? Und wer sagt mir, dass ich nicht schon ab morgen im Unfallkrankenhaus Meidling oder im AKH arbeiten muss?“

Als hätte sie es gewusst, poppt wenige Minuten später die Eilmeldung auf ihrem Mobiltelefon auf: MedUni und AKH wollen demnach Personal und Patienten vom Böhler bei sich aufnehmen. Die Krankenpflegerin wirkt jetzt auch ein wenig ratlos. „Wir waren hier immer für die Patienten und Patientinnen da. Die stellen uns jetzt jeden Tag berechtigte Fragen. Und ich weiß ehrlich nicht mehr, was ich ihnen sagen soll.“

„Sehen Sie, das ist genau das Problem“, ärgert sich ein Verwaltungsmitarbeiter: „Es gibt vonseiten der AUVA null Transparenz für Mitarbeiter. Wir erfahren alles erst aus den Medien.“ Seine Kolleginnen nicken zustimmend.

Eine sagt: „Wer weiß, vielleicht ist das ja erst der Anfang, und die sperren bald die gesamte AUVA zu.“ Die allgemeine Verunsicherung im Traumazentrum Brigittenau ist auch den Oberärzten ins Gesicht geschrieben. Einer berichtet: „Wir können uns derzeit nur gegenseitig Trost spenden.“

Lorenz-Böhler-Krankenhaus: Allgemeine Verunsicherungsanstalt

Freigabe für den Streik

„Wir haben drei konkrete Fragen an die Generaldirektion“, berichtete ihnen Erik Lenz, Vorsitzender des AUVA-Zentralbetriebsrats, am Mittwoch. „Wenn die nicht binnen einer Woche beantwortet werden, gehen wir in den Streik.“

Die wichtigste Forderung: „Eine Sozialvereinbarung, in der alle arbeitsrechtlichen Konsequenzen für unsere Kollegen und Kolleginnen verschriftlicht werden. Für diesbezügliche Gespräche sind wir jederzeit bereit.“ Zweitens: „Einen genauen Zeitplan aller weiteren Maßnahmen. Und drittens fordern wir endlich Einsicht in alle Unterlagen und Gutachten, auf denen die überfallsartigen Entscheidungen der Generaldirektion basieren.“

Die gute Nachricht: Die Telefonnummer 059 / 3934 1000 ist eine derzeit in Wien oft gewählte, weil die Patienten des „Lorenz Böhler“ wissen möchten,
wie es weitergeht. Dennoch wurde ein Anruf am Mittwochnachmittag in nur 23 Sekunden entgegengenommen.

Rettet das Böhler! Die Initiative „Rettet das Böhler“ bittet, ihre gleichnamige Petition jetzt zu unterschreiben. Das geht auch digital.

400 Arbeitsplätze könnten von den  angekündigten Maßnahmen  betroffen sein. Zuletzt wurden im Traumazentrum in der Brigittenau 65.000 Menschen pro Jahr behandelt.

Sollten die Forderungen nicht erfüllt werden, wird kommenden Mittwoch im „Lorenz Böhler“ gestreikt, so Erik Lenz. In allen anderen Einrichtungen der AUVA sollen zeitgleich Betriebsversammlungen stattfinden. Dies wurde auch mit den am Mittwochvormittag anwesenden Abordnungen aus allen Häusern so vereinbart. „Eine Freigabe für den Streik haben wir auf jeden Fall schon mal.“

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