Senioritätsprinzip: Sind ältere Arbeitnehmer in Österreich zu teuer?

Die Skandinavier ziehen wie so oft voran: Bei 70 Jahren soll das gesetzliche Pensionsantrittsalter in Dänemark ab 2040 liegen. In Schweden steigt es auf 67 Jahre. Und Österreich? Verharrt bei 65 Jahren, wobei die Frauen erst 2033 diesen Wert erreichen. Türkis-Rot-Pink hat zwar Reformen im Pensionsbereich umgesetzt, mit denen sie bis 2029 mehrere Milliarden einsparen will. Das gesetzliche Pensionsalter bleibt aber vorerst unberührt.
Über dieses soll erst diskutiert werden, wenn Maßnahmen wie die Teilpension nicht die nötigen Milliarden einbringen sollten. Die Regierung hat dafür einen "Nachhaltigkeitsmechanismus" beschlossen. Der greift ab 2030, würde also die nächste Regierung zu Maßnahmen verpflichten.
Ist das zu spät? Christine Mayrhuber, Chefin der Alterssicherungskommission, sprach sich für eine schrittweise Anhebung des Antrittsalters auf 67 Jahre aus – allerdings erst ab 2034. Fiskalratspräsident Christoph Badelt legte sich auf keinen Zeitraum fest, kritisierte Türkis-Rot-Pink aber dafür, das Pensionsalter nicht "langfristig" anzuheben: "Wir haben eine demografische Bombe."
Ältere verdienen deutlich besser
Ein häufiges Argument gegen ein höheres gesetzliches Antrittsalter: Dieses würde die Arbeitslosigkeit befeuern. Tatsächlich steigt mit dem Lebensalter in Österreich auch die Arbeitslosigkeit deutlich. Aufgrund von Altersdiskriminierung? Der wirtschaftsliberale Thinktank Agenda Austria sieht ein anderes Hauptproblem: In Österreich seien ältere Arbeitnehmer einfach deutlich teurer als jüngere.
Demnach hatten 55- bis 64-jährige Vollzeitkräfte im Jahr 2022 einen um 48,7 Prozent höheren Lohn als 25- bis 34-jährige. Dieses "Senioritätsprinzip" ist in Europa nur in wenigen Staaten stärker ausgeprägt.
Durch die Ausgestaltung der Kollektivverträge in Österreich würden ältere Arbeitskräfte schlichtweg sehr teuer, meint Agenda-Austria-Ökonom Hanno Lorenz. Er empfiehlt, die Lohnkurve "wie in den meisten anderen Staaten" an der Produktivität auszurichten.
Da die Lohnstückkosten in Österreich während der Energiekrise explodiert sind, forderten zuletzt auch WIFO-Chef Gabriel Felbermayr und IHS-Chef Holger Bonin Lohnzurückhaltung – in ungewohnter Klarheit.
"Ändert wenig an Grundproblematik"
Eine Verteuerung der Arbeit schade jedenfalls dem Wirtschaftsstandort, so Lorenz. Deshalb halte er auch wenig von einem Bonus-Malus-System, wie es Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) vorschlug. Dieses soll Betriebe, die keine älteren Arbeitnehmer beschäftigen, bestrafen. Und jene, die das machen, belohnen. Lorenz sagt dazu, mit Verweis auf das Senioritätsprinzip: "Auch wenn es durchaus sinnvolle Möglichkeiten gibt, finanzielle Anreize zu schaffen: Das ändert wenig an der Grundproblematik."
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