Junge Grüne: "Konflikt in völlig irrationalem Stadium angekommen"
Rücktrittsaufforderungen an die Parteichefin auf der einen, Karrierismus-Vorwürfe und ein angedrohter Parteirauswurf auf der anderen Seite. Wieviel Porzellan wurde im Streit zwischen den Jungen Grünen und ihrer Mutterorganisation zerschlagen?
Bei einer eigens einberufenen Pressekonferenz im Presseclub Concordia waren die Jungen Grünen am Donnerstag jedenfalls um Deeskalation bemüht. Die Rücktrittsforderung an Eva Glawischnig ist vom Tisch. "Die nehme ich zurück", sagte die Vorsitzende der Jugendorganisation, Flora Petrik. "Das war sicher kein produktiver Weg, das sehe ich jetzt ein."
Man sei gewillt einen Neustart zu probieren. Eine Vermittlergruppe soll nun dabei helfen, den Konflikt, der in einem "völlig irrationalem Stadium angekommen" ist, zu lösen. Für den Abend sei bereits ein Gespräch mit Grünen-Chefin Eva Glawischnig angesetzt.
"Lauter Kurz-Kopien"
Eine Entschuldigung forderte Vorsitzende Petrik hingegen von Michel Reimon. Das Vorstands-Mitglied der Grünen hatte die Jugendorganisation in einem Facebook-Posting (siehe Link unten) harsch angegriffen. "Es geht um Macht, Einfluss, und Geld", hieß es darin. "Das sind nur lauter kleine Kurz-Kopien. Karrieristen, keine Revolutionäre."
Es war ein Friedensangebot - wenn auch ein verhaltenes. Von ihrer Kritik an der Bundespartei wollte Petrik jedenfalls nicht abgehen. Seit Gründung der Jungen Grünen habe es zum Beispiel keinen einzigen regulären Gesprächstermin gegeben, bemängelte Petrik "fehlende Kommunikationsräume in der Partei." Die Grüne Partei brauche nach wie vor eine Öffnung, spielte Petrik auf den Streit mit der Studierendenorganisation GRAS an. Dass die von ihnen unterstützten "Grüne Studierenden" nun nicht bundesweit kandidieren zu wollen, wertete sie als Entgegenkommen ihrerseits.
Verzicht auch bundesweite Kandidatur
Zur Vorgeschichte: Wie bereits am Mittwoch bekannt gegeben wurde, werden die von der offiziellen Grünen Studentenfraktion GRAS (Grüne und Alternative StudentInnen) abgespaltenen Grünen Studierenden bei der ÖH-Wahl von 16. bis 18. Mai lediglich in Graz und Linz antreten. Die Grünen Studierenden hatten sich im Herbst von der GRAS abgespalten. Als Grund nannten sie in ihrer Gründungserklärung den "organisatorischen Zerfall" und "inhaltlichen Verfall" der GRAS. Auch organisatorische Fragen spielten eine Rolle: So habe die GRAS etwa das Konsensprinzip verankert und akzeptiere keine Mehrheitsentscheidungen.
Aktualisierung: Die Grüne Bundespartei reagierte noch am Donnerstag auf die Pressekonferenz der Jungen Grünen. "Zu meinem Bedauern hält die Führung der Jungen Grünen offenbar weiterhin an ihrem Vorhaben fest, eine Parallelstruktur und Gegenstrukturen zur GRAS als anerkannte Teilorganisation der Grünen zu unterstützen. Damit wird die Grundvoraussetzung für eine weitere Zusammenarbeit der Jungen Grünen mit der Partei nicht erfüllt", sagte Robert Luschnik, Bundesgeschäftsführer der Grünen, laut einer Aussendung (mehr dazu hier).
Für den Fall, dass es zu keiner Einigung kommt, schlugen die Jungen Grünen eine "geordnete Scheidung" vor. "Einen Rosenkrieg wollen wir vermeiden". Petrik zeigte sich am Vormittag aber noch "optimistisch, dass die Grünen die Jugendorganisation wertschätzen" und wies darauf hin, dass es für die 4000 Mitglieder der Jungen Grünen am Vorabend des 1. Mai eine Perspektivenkonferenz geben soll. Dafür dürfte es jetzt zu spät sein.
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