Pandemie-Turbo: Corona hat Studenten fleißiger gemacht
Partys wurden gestrichen, Nebenjobs gab es nicht, schon gar nicht in der Gastronomie. Und dergestalt gerieten manche Studenten in prekäre Lebensumstände und erlitten Zukunftsängste.
Wie alle Gesellschaftsbereiche hat die Corona-Krise Österreichs Hochschüler getroffen. Doch entgegen der landläufigen Meinung haben Lockdowns und Homeschooling bei den Studenten nicht zu Trägheit und Fadesse, sondern zum exakten Gegenteil geführt. Das zumindest legen neue, dem KURIER vorliegende Zahlen des Bildungsministeriums nahe.
Demnach gab es bei den Studenten eine enorme Steigerung der „Prüfungsaktivität“. Als „prüfungsaktiv“ gilt ein Studium, wenn der Student über das Jahr mindestens 16 ECTS-Punkte, also umgerechnet 400 Stunden Arbeit, erbracht hat. Vergleicht man das aktuelle Studienjahr mit dem vergangenen, so ist dieser Wert um bemerkenswerte 12,5 Prozent gestiegen (siehe Grafik).
Die TU Wien darf sich über die größte Leistungssteigerung freuen. Auch an den Hauptunis in Graz, Innsbruck, Wien und Linz sind die Studierenden noch fleißiger gewesen als im Studienjahr 2019/20. Dieser Trend hatte sich im Vorjahr bereits abgezeichnet.
Studieren war wohl alternativlos
Aber wie lässt sich die Entwicklung erklären?
„Die gestiegene Prüfungsaktivität hat mehrere Gründe“, sagt Elmar Pichl, Sektionschef im Bildungsministerium, zum KURIER.
Der offensichtlichste: die Alternativlosigkeit.
Die Einschränkungen während der Pandemie hätten die „Lebens- und Freizeitgestaltung wie auch in der Erwerbstätigkeit“ beeinträchtigt, sagt Pichl. Anstatt zu arbeiten oder im Studentenheim abzufeiern, nutzten Studenten die Zeit für Kurse und Prüfungen, konzentrierten sich intensiver auf ihr Studium als sonst.
Dass der Großteil der Veranstaltungen plötzlich online abgehalten werden musste, hat den Studienfortschritt dabei nicht behindert.
Eine weitere Erklärung
Auffällig ist: Bis zum Wintersemester 2020 gab es in diesem Studienjahr auch um 7,2 Prozent mehr Studienanfänger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Pandemie hat also mehr Menschen dazu animiert, sich für ein Studium anzumelden.
Neben der Alternativlosigkeit könnte auch die neue Universitätsfinanzierung die „Aktivität“ der Studenten beeinflusst haben, glaubt Pichl. Zur Erklärung: Das Budget für die Unis wurde 2019 um 1,3 Milliarden Euro erhöht, im Gegenzug müssen diese gewisse Leistungsvereinbarungen erfüllen – unter anderem müssen mehr Prüfungen abgelegt werden.
Pichl will kein voreiliges Fazit ziehen: „Welche Gründe in welchem Ausmaß zu dieser positiven Entwicklung beigetragen haben, kann nur thesenhaft gesagt werden.“
Unabhängig davon freue man sich aber darüber – zumal die Entwicklung auch in „anderen Ländern Europas“ beobachtet werden kann.
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