Das lasse sich nicht monokausal begründen, meint Kluge. „Aber es hat natürlich eine gewisse Ironie, dass die türkis-grüne Koalition während der Corona- und Teuerungskrise so stolz war, dass sie das meiste Geld pro Kopf für Hilfsprogramme ausgegeben hat.“ Die hohe Inflation sei also teils hausgemacht. Hilfen wie die Stromkostenbremse für Haushalte oder der Energiekostenzuschuss für Betriebe laufen bis heute.
Apropos Betriebe: „Wir haben Zombieunternehmen geschaffen. In anderen Ländern durften Unternehmen während der Pandemie Pleite gehen. Wir haben marode Betriebe mitgeschleppt und tun das bis heute“, meint Kluge. Wurden dadurch auch Insolvenzen verschleppt?
Mitten in der Pleitewelle
Nachdem die Insolvenzen während der Pandemie stark zurückgingen, befindet sich Österreich mittlerweile in einer massiven Pleitewelle. Das Creditforum geht heuer von 7.500 Firmenpleiten aus. Kluge führt das – neben den gestiegenen Zinsen, hohen Energiekosten und starken Regulierungen – auch auf nicht treffsichere Hilfsgelder zurück. „Die Insolvenzen werden jetzt langsam nachgeholt, weil bei vielen endgültig die Luft weg ist.“
Der Ökonom schlägt grundsätzlich vor, wirtschaftspolitisch stärker das Thema Digitalisierung zu forcieren. „Innerhalb der Branchen fehlt das Wachstumspotenzial, weil wir Automatisierungspotenziale nicht ausschöpfen“, sagt Kluge.
Hier sei auch der heimische Kapitalmarkt ein großes Problem. „Während es in anderen Ländern große Pensionsfonds und Wagniskapitalgeber gibt, müssen Österreichs Unternehmen sich nach wie vor über österreichische Hausbanken finanzieren.“ Da Banken handfeste Sicherheiten brauchen, würde diese traditionelle Finanzierungsstruktur weder Start-ups, noch Unternehmen mit hohen immateriellen Vermögenswerten helfen, meint Kluge. Lösung: ein gemeinsamer europäischer Kapitalmarkt.
Noch bedenklicher ist Österreichs schwaches Abschneiden laut Kluge im globalen Kontext. Denn: Der europäische Wirtschaftsraum habe sich bereits während der Finanzkrise 2008 gegenüber den USA verschlechtert. Heißt: Österreich schwächelt innerhalb einer schwächelnden EU.
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