Stromerzeugung und Wärme
Bei den thermischen Kraftwerken, die zur Stromerzeugung verwendet werden, besteht ein Gas-Sparpotenzial von etwa 15 Prozent. Laut Branchenvertretern können 3.500 Megawatt von der Gesamtleistung der Kraftwerke nicht schnell umgerüstet werden. 400 Megawatt lassen sich aber auf Öl umrüsten - rund 10 Prozent der Gesamtleistung wären. Durch das Kohlekraftwerk Mellach, das der Verbund für den Notfall reaktivieren soll, kämen noch 200 Megawatt Leistung hinzu, die von Gas unabhängig wären.
Etwas Gas können auch die Fernheizwerke sparen. Wien Energie könnte zum Beispiel vier kleinere Fernheizwerke mit Öl statt Erdgas betreiben. Die Kraftwerke werden prinzipiell nur im Jänner zugeschaltet, wenn es dementsprechend kalt ist. Der Nachteil: Betreibt man sie mit Öl statt Gas, steigt der CO2-Ausstoß um ein Drittel.
Gassparen in der Industrie
Noch schwieriger dürfte Sparen für die Industrie sein. Die Industriellenvereinigung (IV) schätzt, dass fünf bis zehn Prozent der Betriebe kurzfristig auf alternative Energieträger wie Öl oder Biogas umstellen könnten. Auf eigene Kosten werden sie das aber wohl nicht machen.
"Derzeit fehlen jedoch noch die rechtlichen Rahmenbedingungen bzgl. einer finanziellen Unterstützung und der Anpassung der Emissionsgrenzwerte. Erst wenn diese Parameter geklärt sind, werden sich mehrere Betriebe Gedanken zu einem möglichen Umstieg machen können", heißt es aus der IV zum KURIER.
Die Voraussetzung dafür sei in den jeweiligen Unternehmen aber äußerst unterschiedlich. Wenige Unternehmen könnten zeitnah, weitere in einigen Monaten und mit beträchtlichen Investitionen auf andere Energieträger umstellen. Bei anderen Unternehmen sei eine Umstellung "aus prozesstechnischen Gründen" gar nicht möglich.
Klar ist: Müssen Betriebe, die kurzfristig nicht umstellen können, Gas sparen, führt das unmittelbar zu einer Einschränkung der Produktion. Etwa in der Papier- und Chemieindustrie. Auf sie entfällt mehr als ein Zehntel von Österreichs jährlichem Gasverbrauch, sie können ihre Produktion kaum umstellen. Insgesamt verbraucht der gesamte Industriesektor 40 Prozent des jährlichen Gasbedarfs von 90 Terawattstunden. Für Strom und Fernwärme werden weitere 30 Prozent verwendet, 20 Prozent fließen in die Haushalte.
Begrenzte Möglichkeiten
Fazit: Die Möglichkeiten, kurzfristig auf Öl umzusteigen, sind stark begrenzt. Haushalte können laut Schätzungen des Instituts für Höhere Studien (IHS) etwa 20 Prozent Gas sparen.
Im Übrigen ist es jetzt schon sinnvoll, Energie zu sparen – und beispielsweise die Klimaanlage ein Grad höher zu stellen. Denn selbst im Hochsommer laufen punktuell Gaskraftwerke, um Verbrauchsspitzen abzufedern. Aktuell sind Österreichs Gasspeicher zu 50 Prozent gefüllt – was etwas mehr als der Hälfte des Gesamtjahresverbrauchs entspricht.
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