Ökonomin: "Väter nehmen meist nur die Mindestkarenzzeit"

Katharina Mader ist Assistenzprofessorin an der Wirtschafsuniversität Wien am Department für Volkswirtschaft
AK-Ökonomin Katharina Mader über die Schließung der Karenzlücke.

KURIER: Wie fortschrittlich ist Österreich in puncto Väterkarenz?

Katharina Mader: Im europäischen Vergleich, vor allem mit den nordischen Staaten, fällt auf, wie rückschrittlich Österreich in diesem Bereich wirklich ist. In Island sind oder waren 90 Prozent aller Väter in Karenz, weil es dort verpflichtend ist, dass die Eltern die Karenzzeiten teilen. In Österreich gibt es viele, teils komplexe Karenzmodelle. Bei den geteilten Modellen nehmen die Väter dann meistens nur die Mindestzeit, zum Beispiel zwei Monate.

Wenn die Frau gut verdient, geht der Mann eher in Karenz. Was sagt uns das?

Dass diejenigen Frauen, die gut ausgebildet und bezahlt sind, ein ähnliches Verhandlungsinstrument wie die Männer in der Hand haben: Nämlich, dass sie nicht so leicht länger aus dem Beruf aussteigen können. Die Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern zu schließen, bedeutet am Ende des Tages auch, die Unterschiede in der Karenzsituation zu schließen.

Heißt das, Karenz muss man sich leisten können?

Absolut. Wir sehen auch, dass Frauen, die nicht so gut verdienen, lange Karenzmodelle nehmen. Wenn ich nicht in Wien lebe und die Krippenplätze zum Beispiel irrsinnig teuer sind, dann muss ich auch lange in Karenz, weil ich finanziell keine andere Möglichkeit habe.

Was für eine Rolle spielt die Urbanisierung bei der Väterkarenz?

Wir sehen ganz deutlich, dass die Wahrscheinlichkeit in dicht besiedelten Gebieten enorm steigt, dass Männer Karenzzeiten übernehmen, Vorreiter ist hier Wien.

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