Das reichste Prozent der Österreicher könnte rund 50 Prozent des landesweiten Privatvermögens besitzen – laut Schätzungen der Nationalbank (OeNB), die allerdings nicht belegbar sind. Laut Volkshilfe sind gleichzeitig rund 350.000 Kinder in Österreich armutsgefährdet. SPÖ und Arbeiterkammer fordern deshalb die Einführung von Vermögens- und Erbschaftssteuern – für eine gerechtere Umverteilung.
Ein natürlicher Feind von Vermögenssteuern ist der wirtschaftsliberale Thinktank Agenda Austria. Erstens: Deren Volumina würden maßlos überschätzt. Zweitens: „Der Staat schwimmt ohnehin im Geld, er braucht die Einnahmen aus einer Vermögens- oder Erbschaftssteuer überhaupt nicht. Jede zusätzliche Steuer vernichtet Wohlstand“, sagen die Agenda-Austria-Ökonomen Hanno Lorenz und Dénes Kucsera zum KURIER.
Wie viel der Staat einsackt
Geht es nach der Agenda Austria, beteiligen sich „reichere Haushalte“ ohnehin ausreichend an der Finanzierung des Sozialstaates. Die oberen 50 Prozent bezahlen demnach laut Lohnsteuerstatistik 2021 rund 95 Prozent der gesamten Lohnsteuer, die der Staat einnimmt. Wer wiederum wenig verdient und Teilzeit arbeitet, zahlt häufig gar keine Lohnsteuer.
Wie stark die Republik bereits mitschneidet, wollen die Ökonomen anhand eines aktuellen Beispiels erklären: Leistet sich eine vierköpfige österreichische Familie einen Urlaub um 3.200 Euro, muss ein Vollzeit-Beschäftigter mit einem Bruttolohn von 4.363 Euro dafür 5.700 Euro erwirtschaften – von denen rund 2.500 an den Staat fließen. Dem Urlaubsanbieter bleiben 2.900 Euro – er muss zehn Prozent Mehrwertsteuer bezahlen.
Laut OECD-Berechnungen ist Österreich das europäische Land mit der dritthöchsten Steuer- und Abgabenquote. Um diesen Wert auf den europäischen Durchschnitt zu senken, müsste Österreich laut Agenda Austria pro Jahr rund zehn Milliarden Euro einsparen.
Eine Option: Die Koppelung des Pensionsantrittsalters an die Lebenserwartung. Warum das schwierig werden könnte: Das Regelpensionsantrittsalter für Männer liegt in Österreich aktuell bei 65 Jahren. In Pension gehen Männer aber bereits mit 62, Frauen mit 60 Jahren.
Im Bereich der Vermögensbesteuerung hält Lorenz noch am ehesten eine höhere Grunderwerbssteuer für sinnvoll. Diese würde aber wiederum häufig auf Vermieter zurückfallen – wodurch die Mietpreise weiter steigen.
Kommentare