Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den Bundesländern. In Oberösterreich dauerte es im Vorjahr 90, in Salzburg 85 Tage, bis Arbeitgeber ihre Stellen wieder besetzen konnten. In Kärnten, im Burgenland und Wien geht es mit 55 bis 58 Tagen wiederum am schnellsten. Warum?
„Das Pool an Arbeitslosen ist einfach größer. In Wien kommen 7,7 Arbeitslose auf eine offene Stelle“, sagt Kucsera und spricht von einem „krassen Ost-West-Gefälle“. Auf rund 18.000 offene Stellen seien in Wien im Vorjahr 138.000 Arbeitslose gekommen – während in Oberösterreich mit 31.000 offenen Stellen und 38.000 Arbeitslosen das Verhältnis fast ausgeglichen war. Während in Salzburg vor allem die Gastronomie betroffen ist, fehlen in Oberösterreich Industriearbeiter, etwa Elektroinstallateure.
„Der Arbeitskräftemangel hat historische Dimension erreicht und schadet der Wirtschaft. Ende Juli waren mehr als 80.000 offene Stellen in Mangelberufen ausgeschrieben, also jeder zweite Arbeitsplatz“, sagt Kucsera. Von selbst wird sich das nicht ändern: Abgesehen von Wien, schrumpft die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in sämtlichen Bundesländern laut Statistik Austria bis 2050 deutlich. Laut Wifo könnten bis 2040 360.000 Arbeitskräfte fehlen.
"Braucht Druck auf Arbeitslose"
Ein Gegenmittel: qualifizierte Migration. Für Fachkräfte aus dem Ausland sei Österreich wegen hoher Steuern und der langen Bearbeitungsdauer von Visa-Anträgen derzeit noch nicht attraktiv genug, meint Kucsera. Ebenso wichtig sei es, den Teilzeit-Trend in Österreich zu stoppen. Zudem pocht der Ökonom auf „mehr Mobilität“. Es brauche „Druck auf Arbeitslose und mehr finanzielle Unterstützung“.
Kucsera empfiehlt, die erlaubte Wegzeit zum Arbeitsplatz von zwei auf drei Stunden zu verlängern – also eine Verschärfung der Zumutbarkeitskriterien. Gleichzeitig sollen Betroffene Boni erhalten: Nicht nur für den langen Arbeitsweg, sondern auch dann, wenn sie gleich ihren Wohnort verlegen. Das könne ein Anreiz sein, dass etwa arbeitslose Wiener Mangelberufe in anderen Bundesländern annehmen, meint Kucsera.
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