Hätte Österreich dieselbe Steuer- und Abgabenbelastung auf Arbeit wie der Wohlfahrtsstaat Schweden, würden einem Durchschnittsverdiener monatlich 230 Euro netto mehr übrig bleiben. Bei dieser Rechnung für 2022 noch nicht berücksichtigt ist die Abschaffung der kalten Progression – einer Art schleichenden Steuererhöhung. Sie gilt seit heuer und mildert die Steuerlast zumindest leicht.
"Teilzeit wird immer interessanter"
Dennoch pocht Agenda-Austria-Ökonom Dénes Kucsera auf eine weitere Steuerreform: „Entlastet werden sollten vorrangig mittlere Einkommensbezieher. Im derzeitigen System steigt die Abgabenbelastung hier am stärksten an.“ Derzeit sei es so: Erhöht eine 20-Stunden-Kraft ihre Wochenarbeitszeit auf 30 Stunden, erhält sie nur 28,9 Prozent mehr Nettolohn. Bei einer Verdopplung der Arbeitszeit auf 40 Stunden, steigt der Lohn lediglich um 61 Prozent. „Wer rechnen kann, arbeitet Teilzeit. Österreich entlastet seit Jahren vor allem die unteren Einkommen, damit wird die Teilzeit finanziell immer interessanter“, sagt Kucsera.
Aber wenn die Einnahmen durch Steuern oder Lohnnebenkosten sinken: Gefährdet das nicht die Finanzierung des Sozialsystems?
„Schweden hat auch kein schlechtes Sozialsystem“, meint Kucsera. Österreich müsse effizienter wirtschaften und Hilfsmaßnahmen stärker auf Einkommensschwache fokussieren. Und die Gegenfinanzierung? Die SPÖ schlägt hier die Einführung höherer Vermögens- und Erbschaftssteuern vor. „Das müsste man sich genau anschauen, hier ist das Potenzial jedenfalls sehr niedrig“, so Kucsera, der sich grundsätzlich gegen neue Steuern ausspricht.
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