Nur einer wählte anders: Über türkise Hochburgen und rote Tiefpunkte

Bad Gastein in Salzburg
Auf der Suche nach der Superlative: Wo haben die Parteien ihre (neuen) Hochburgen? Wo haben die meisten die Wahl geschwänzt? Und wer hat am längsten gefeiert?

Die Nationalratswahl ist geschlagen, die einen feiern, die anderen nicht. Bleibt die Suche nach den Hochburgen, Hochgefühlen, Tiefpunkten und Überraschungen am Wahlabend 2019.

Wo gingen die meisten Bürger und Bürgerinnen zur Wahl?

Mit 70,5 Prozent waren die Burgenländer und Burgenländerinnen am fleißigsten in Sachen Wahlbeteiligung. Allerdings fehlen bei der Berechnung noch die Briefwahlstimmen.

Im vorläufigen Endergebnis wird die Wahlbeteiligung österreichweit mit 60,61 Prozent angegeben. Es kommen aber im Laufe der Woche noch die Stimmen der Brief- und Wahlkartenwähler dazu. Das sind rund 952.000 Stimmen, die zu den 3.877.129 am Sonntag im Wahllokal abgegebenen dazukommen. Damit wird die Beteiligung auf 75,5 Prozent steigen. 2017 lag die Wahlbeteiligung allerdings noch bei 80 Prozent.

Wo gingen die wenigsten zur Wahl?

In Wien machten „nur“ 51,36 Prozent ihr Kreuz am Wahlzettel, allerdings sind auch hier die Briefwahlstimmen noch nicht berücksichtigt.  

Wer hat die jüngsten Wähler, wer die ältesten?

Bei den unter 30-Jährigen liegen die Grünen mit 27 Prozent sogar gleichauf mit der ÖVP. Da nirgends die Kluft bei der Zustimmung zwischen den unter 30-Jährigen und den über 59-Jährigen – dort bekommen die Grünen nur 5 Prozent – so groß ist wie bei den Ökos, haben sie im Schnitt die jüngsten Wähler. Umgekehrt hat die SPÖ bei den unter 30-Jährigen nur 14 Prozent bekommen, in der Gruppe über 59 hingegen 31 Prozent. Keine Partei punktet so überproportional bei den Senioren wie die SPÖ.

Wer hat am kürzesten gefeiert?

Die FPÖ hatte zwar nichts zu lachen, immerhin spielte die John Otti Band im Hüttengaudi-Restaurant Prater Alm aber erst nach 23 Uhr ihr letztes Lied. Auch die Liste Jetzt und ihr Gründer Peter Pilz feierten ihr Ergebnis im Mariahilfer Lokal Aux Gazelles bis in die Nachtstunden – quasi eine Abschiedsparty. Das SPÖ-Zelt in der Wiener Innenstadt wurde hingegen schon um 21.30 Uhr dichtgemacht, um 22 Uhr packten die letzten Journalisten zusammen. Damit machten die Roten als Erste das Licht aus.

Ausgelassen, Optimistisch, Betrübt - So waren die Parteipartys am Wahlabend

Wer waren die prominentesten Gäste der Parteifeiern?

Bei den Neos begab sich Parteigründer Matthias Strolz zu später Stunde in den Volksgarten, was seine Nachfolgerin Beate Meinl-Reisinger sichtlich rührte. Im SPÖ-Zelt wurde Medienmanager Gerhard Zeiler gesichtet, der 2016 noch als neuer Parteichef und Kanzler gehandelt worden war. Bei der ÖVP waren neben diversen Ex-Ministern der Regierung Kurz auch die Altobmänner Wilhelm Molterer und Michael Spindelegger sowie Ex-Verteidigungsminister Werner Fasslabend zugegen.

Wen haben die meisten Frauen gewählt?

Die ÖVP holte bei den Frauen 41 Prozent der Stimmen, wie Meinungsforscher Peter Hajek erhoben hat. Auf Platz zwei folgt die SPÖ mit 22 Prozent, danach die Grünen mit 15 Prozent.

Wen haben die meisten Männer gewählt?

Hier kommt die ÖVP auf 34 Prozent, gefolgt von der SPÖ (22 Prozent) und der FPÖ (20 Prozent).

Politikwissenschafter Filzmaier über Wahlverhalten

Wo holten Türkisen ihr bestes Ergebnis?

Die Volkspartei erzielte ihr bestes Gemeinde-Ergebnis auf 1321 Meter Seehöhe in der kleinsten Gemeinde Österreichs. Im Tiroler Bergdorf Gramais. Von den nur 32 Wahlberechtigten der traditionell tiefschwarzen Gemeinde stimmten 23 Wähler bzw. 95,8 Prozent für Türkis, ein Plus von 25 Prozentpunkten bzw. sechs Stimmen.

Es gab einen Ausreißer: Ein Wähler (4,2 Prozent) machte sein Kreuz bei den Grünen. Die Wahlbeteiligung lag bei 75 Prozent.

Wo ist Österreich am wenigsten türkis?

Die Gemeinde, in der die ÖVP mit 18,7 Prozent ihr schwächstes Ergebnis eingefahren hat, ist der 1.500-Einwohner-Ort Golling an der Erlauf im niederösterreichischen Bezirk Melk. Golling ist eine SPÖ-Hochburg. Wenn man die Wiener Bezirke hinzuzieht, war das ÖVP-Ergebnis in Wien-Neubau (17,3 Prozent) noch schlechter. Acht der zehn schwächsten ÖVP- Ergebnisse lagen in Wien. Auch in Rudolfsheim-Fünfhaus (17,7 Prozent) und Margareten (18,2 Prozent) hatte sie wenig Zuspruch.

Wo schafften die Roten ihr bestes Ergebnis?

In Tschanigraben im Burgenland gab es mit 56,8 Prozent zwar einen Einbruch, 2017 erreichte die SPÖ hier noch 67,6 Prozent, trotzdem war es das beste Ergebnis für die SPÖ 2019.

Wo holte die SPÖ ihr schlechtestes Ergebnis?

In drei Tiroler Gemeinden und einer Vorarlberger Gemeinde ging die SPÖ leer aus. In Hinterhornbach, Gramais und Jungholz in Tirol, sowie im Vorarlberger Dünserberg gab es null Stimmen.

Wo schaffte die FPÖ ihr bestes Ergebnis?

Das beste Gemeinde-Ergebnis gab es für die Blauen im Kärntner Deutsch-Griffen mit 48,9 Prozent. Das Minus fiel mit 4,9 Prozentpunkten relativ moderat aus.

Wo holten sich die Grünen ihre Stimmen zurück und wo nicht?

Die fünf besten Gemeinde-Ergebnisse der Partei lagen allesamt in Wien, angeführt von Wien-Neubau mit 36,4 Prozent (plus 24,9 Prozentpunkte gegenüber 2017). Keine Stimme gab es in Hinterhornbach und Spiss in Tirol.

Wo schafften die Pinken ihr bestes Ergebnis? Wo gab es nichts zu holen für die Pinken?

In Vorarlberg lief es für die Neos besonders gut. In Blons fuhren sie ihr bestes Gemeinde-Ergebnis ein. Für Pink votierten 20,2 Prozent der 237 Wahlberechtigten (ein Plus von 6,9 Prozentpunkte). In fünf Gemeinden (Gramais/Tirol, Kleinmürbisch/Burgenland, Pfafflar/Tirol, Tschanigraben/Burgenland, Warth/Vorarlberg) gingen die Neos allerdings leer aus.

Wo schaffte die Liste Jetzt ihr bestes Ergebnis und wo ihr schlechtestes?

7,3 Prozent erreichte die Liste Jetzt in der Tiroler Kleingemeinde Kaisers. In 47 Gemeinden gab es keine Stimme für Jetzt. Die Enttäuschung über das Bundesergebnis überwog aber naturgemäß.

Kommentare