Neue Plakate: Van der Bellen will "Österreich dienen"

Alexander van der Bellen vor dem Palais Schönburg.
Der Bundespräsidentschaftskandidat zeigt sich auf den neuen Sujets weiterhin staatstragend und präsidial.

Nach Norbert Hofer am vergangenen Freitag hat am Montag mit Alexander Van der Bellen auch der zweite Bundespräsidentschaftskandidat seine Plakat-Serie für die verschobene Stichwahl-Wiederholung am 4. Dezember vorgestellt. Der Hofburg-Anwärter hat an seinem Grund-Sujet nichts geändert. Weiterhin geht Van der Bellen in einem edlen Anzug vor einer wallenden Österreich-Flagge auf den Betrachter zu. Der neue Hauptslogan lautet "Österreich dienen - und keiner Partei". "Das ist mein Credo als Bundespräsident", merkte der ehemalige Grünen-Chef am Montag bei seiner Plakatpräsentation vor dem Wiener Palais Schönburg an.

Für detaillierte Erklärungen steht Van der Bellen erst bei seiner morgigen Pressekonferenz zur Verfügung. Auf der Webseite des Team Van der Bellen ist aber dazu zu lesen: "Noch nie wurde ein Kandidat gewählt, der nicht aus den großen Parteiapparaten kam, der von einer überparteilichen, breiten Bewegung getragen wurde. Ich möchte ein Bundespräsident sein, der sein Amt überparteilich ausübt." Weiter heißt es: "Parteiinteressen und tagespolitische, parteitaktische Machtüberlegungen dürfen keine Rolle spielen, wenn es um die Zukunft Österreichs geht."

In den Bergen

Was noch auffällt: "Österreich" steht im Zentrum des neuen Hauptsujets, das Van der Bellen erneut in der Natur zeigt. Das Foto dafür wurde diesmal nicht im flachen Burgenland, sondern wieder in den Bergen aufgenommen. Genauer genommen, in der Heimat des Kandidaten im Tiroler Kaunertal.

Neue Plakate: Van der Bellen will "Österreich dienen"
Austrian presidential candidate Alexander Van der Bellen, who is supported by the Greens, delivers a speech during the presentation of his campaign posters for a re-run of the run-off presidential election in Vienna, Austria, October 24, 2016. REUTERS/Leonhard Foeger
Für Karin Cvrtila vom Meinungsforschungsinstitut OGM ist die "hoffentlich letzte" Kampagne "nicht überraschend, aber gelungen". "Das ist eine logische Fortführung der bisherigen Linie", sagt Cvrtila gegenüber kurier.at. Van der Bellen werde staatsmännisch präsentiert.

Mit den Sujets "Für das Ansehen Österreichs in der Welt" und "Nein zum Öxit" präsentiere die Van der Bellen-Kampagne "Argumente gegen Hofer, meiner Meinung nach glaubwürdig, weil er immer für eine pro-europäische Politik gestanden ist“. Mit dem Bergsujet solle wohl vor allem die ländliche Bevölkerung angesprochen werden.

Dort wolle man auch verstärkt Präsenz zeigen, sagte Wahlkampfleiter Lothar Lockl bei der Präsentation.

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Angebot an ländlichen Raum

Gerade im ländlichen Raum sei für Van der Bellen noch viel zu holen, sagt Politikwissenschaftler Peter Filzmaier in seiner ersten Einschätzung gegenüber kurier.at: "Es geht für ihn um eine ländliche ÖVP-Klientel, die im ersten Wahlgang Khol oder Griss gewählt hat, aber klare Vorbehalte gegen alles hat, was weit links steht". Daher sieht Filzmaier den Hauptslogan "Österreich dienen - und keiner Partei" weniger als Reaktion auf Vorwürfe, Van der Bellen sei ein Kandidat der Grünen. Vielmehr solle offenbar der Negativkampagne entgegengewirkt werden, er sei früher einmal Kommunist gewesen. "Vor allem bei Fokusgruppen im ländlichen Raum ist das ein Thema, das doch immer wieder kommt", sagt Filzmaier.

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Klarheit in Europa-Frage

Generell betrachtet Filzmaier die Motive als "wenig überraschend. Das ist die Fortsetzung der Strategie, die er schon für den Wahltermin im Oktober hatte". Dass das 'Nein zum Öxit' nun in noch größeren Buchstaben plakatiert wird, erklärt der Politikwissenschafter so: "Bei aller Kritik, gibt es eine klare Mehrheit für die EU. Und wenn man in einer Wahl fünfzig Prozent erreichen muss, kann man sich nur für Europa aussprechen. Die wechselnden Aussagen Hofers dazu sind eine offene Flanke".

Jeder Kandidat suche sich jene Wunschthemen heraus, die er verstärken kann, erklärt Filzmaier. Bei Hofer wäre das das Sicherheitsthema. Das könnte bei einer weiteren schweren Terrorattacke oder ähnlichen Ereignissen wieder hervorgestrichen werden. Van der Bellen konzentriere sich hier klar auf das Thema "Öxit".

Richtungsentscheidung

"Das Wort Richtungsentscheidung ist vielleicht nicht zu hoch gegriffen", sagte der ehemalige Grünen-Chef bei der Enthüllung am Montag. Nach Wahlaufhebung und Stichwahlverschiebung gehe es um die Kernfrage, wer Österreich für die kommenden sechs Jahre repräsentiere. Das sei Thema jenes Plakats, auf dem das "Ansehen Österreichs in der Welt" im Mittelpunkt steht. Er freue sich auf den Wahlkampf: "Wir werden jeden Tag dieser sechs Wochen genießen."

Antwort auf Hofer?

Ob das "Credo" Van der Bellens, "Österreich zu dienen - und keiner politischen Partei" als eine Art Glaubensbekenntnis in Antwort auf FPÖ-Kandidat Norbert Hofer und dessen "So wahr mir Gott helfe"-Plakate gemünzt war, darauf gab Van der Bellen keinen Hinweis. Eine Stellungnahme zur FPÖ-Kampagne gab es nach der Präsentation nur von Wahlkampfmanager Lockl. Millionen Österreicher seien gläubig, und er halte es nicht für angemessen, mit diesem Glauben zu spielen oder ihn in den Wahlkampf hineinzuziehen.

Zu seinem "Gemeinsamkeit"-Sujet sagt Van der Bellen dann doch etwas: "Ich glaube nicht, dass es trivial ist." Er wolle sich damit gegen jene "Führer rechtsdemagogischer Parteien" stellen, die eine Auseinandersetzung zwischen "dem Volk" und "denen da oben" zu konstruieren versuchten.

Geplant sind 1.200 16-Bogen-Plakate, 600 mobile Großflächen, 800 Acht-Bogen-Plakate und rund 20.000 Kleinflächen.

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