Die Macht der Promi-Influencer im Wahlkampf
Zuletzt waren es 400 Experten für psychische Gesundheit, die sich öffentlich gegen Herbert Kickl und die FPÖ stellten.
In einem Brief warnen sie „angesichts der bevorstehenden Nationalratswahl“ vor der „Gefahr für die Demokratie und die psychische Gesundheit“, die von Rechtsextremismus ausgehe. Der grüne Gesundheitsminister Johannes Rauch unterstützt die Initiative.
Grünen-Unterstützung, aber auch Zustimmung seitens der SPÖ erhält eine andere zivilgesellschaftliche Initiative, die sich explizit gegen die FPÖ richtet: Die aus Prominenten wie dem Verfassungsjuristen Heinz Mayer oder Schauspieler Klaus Maria Brandauer bestehende Gruppe „Ein Versprechen für die Republik“ hat die rund 1.500 Kandidaten für den Nationalrat um eine Erklärung gebeten, eine Regierung mit der FPÖ nicht zu einer Mehrheit zu verhelfen. Jene, die eine entsprechende schriftliche Erklärung unterzeichnen, werden namentlich im Internet veröffentlicht.
Seitens SPÖ, Grünen und Neos sowie der KPÖ kam eine große Zahl von Rückmeldungen, während bei der ÖVP nur einige wenige Kandidaten die Erklärung unterzeichneten.
Video mit Hitler
Anderer Methoden bedient sich die „Plattform Demokratie Österreich“, die in Videospots Kickl in die Nähe von Adolf Hitler (der sich ebenfalls als „Volkskanzler“ bezeichnete) rückt – und deshalb von der FPÖ geklagt wurde.
Der laut aktuellen Umfragen erste Platz für die FPÖ rief besonders viele Menschen auf den Plan, gemeinsam mittels Initiativen gegen die Freiheitlichen mobil zu machen.
Doch kann das wenigstens in Ansätzen auch gelingen? Politologe Peter Filzmaier ist skeptisch: „Wenn das Argument, die FPÖ sei rechtsextrem, bei ihren Unterstützern ziehen würde, dürfte sie in den Umfragen nicht so weit vorne liegen“, ist er überzeugt.
Der Experte ortet aber zwei Gruppen, in denen die Initiativen mit ihren warnenden Botschaften zumindest ein paar Wähler umstimmen könnten: Nichtwähler, die doch noch überzeugt werden könnten, zur Wahl zu gehen, um einen blauen Triumph zu verhindern. Weiters Personen, die an sich eine Kleinpartei gewählt hätten. Sie sollen dazu bewegt werden, auf ÖVP oder SPÖ umzuschwenken, die realistischerweise als einzige die FPÖ noch abfangen können.
Man müsse aber bedenken, so Filzmaier, dass solche Initiativen auf der anderen Seite zu einer Gegenmobilisierung führen können.
Dass nun die FPÖ-Gegner auf so vielfältige Weise aktiv würden, sei dennoch nachvollziehbar: „Die FPÖ ist in allen Umfragen vorne. Nichts zu unternehmen, wäre seitens ihrer Gegner die schlechteste Option“, sagt Filzmaier.
Personenkomitees
Nicht fehlen darf in diesem Wahlkampf eine traditionellere Variante von Promi-Initiativen: Die Personenkomitees, die direkt einzelne Parteien und ihre Spitzenkandidaten unterstützen. Besonders das Team von Andreas Babler war in den vergangenen Tagen bemüht, die Namen der zahlreichen Prominenten unters Volk zu bringen, die den SPÖ-Chef unterstützen.
Begonnen bei Altpräsident und SPÖ-Urgestein Heinz Fischer über (abermals) Brandauer bis hin zu Rock-Musiker Roman Gregory („Alkbottle“) oder Autor Michael Köhlmeier.
Für die ÖVP machen sich Ski-Legende Karl Schranz, die ehemalige ÖVP-Außenministerin und EU-Kommissarin Benita Ferrero-Waldner oder der Entertainer Harry Prünster stark. Letzterer durfte auch den ÖVP-Wahlkampfauftakt vor zwei Wochen in Wien moderieren.
Geringer Aufwand
Die Wirkung über das eigene Lager hinaus würde aber – abgesehen von etwas zusätzlicher medialer Aufmerksamkeit – überschaubar sein, ist der Politologe überzeugt. „Immerhin ist der Aufwand dafür relativ gering.“
Um mit Promi-Unterstützern wirklich Furore zu machen, müsste schon ein gewisser Überraschungseffekt vorhanden sein. Also etwa mittels Personen, die man einem anderen politischen Lager zugerechnet hätte.
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