Nächster Ausstieg: Vom Team Kurz ist fast nichts mehr übrig
Am 9. Oktober 2021 trat Sebastian Kurz als Kanzler zurück. Gut die Hälfte der ehemaligen "Prätorianer"-Garde hat seither der Politik den Rücken gekehrt.
Ständig beobachtet zu werden, sagt Sebastian Kurz in seiner Rücktrittsrede am 9. Oktober 2021, "hat mein Team und mich stets auch zu Höchstleistungen motiviert".
Ein Team, das spätestens nach Bekanntwerden der Chat-Protokolle auch als "Prätorianer"-Garde bezeichnet wird. Grund: "Ich bin einer deiner Prätorianer, der keine Probleme macht, sondern löst", schreibt Thomas Schmid als Generalsekretär im Finanzministerium in einem Chat an den damaligen Außenminister Kurz.
Ein Team, das mit dem Abgang des "Chefs", wie Kurz als Kanzler und ÖVP-Obmann von seiner Truppe gemeinhin genannt wird, auf politischer Ebene zerfällt.
Kristina Rausch, dereinst für den Social-Media-Auftritt von Kurz verantwortlich, ab 2020 für die Kommunikation der ÖVP und zuletzt für Kanzler Karl Nehammer im Bereich strategische Kommunikation im Bundeskanzleramt, kehrt der Politik den Rücken.
"Nach zwölf Jahren in der Politik", so Rausch, sei es an der Zeit, "ein neues Kapitel aufzuschlagen". Rausch wechselt zum Campaigning Bureau von Philipp Maderthaner und wird dort "federführend einen völlig neuen Geschäftsbereich aufbauen".
Einen neuen Job hat bereits Axel Melchior. Der ehemalige ÖVP-Bundesgeschäftsführer und -Generalsekretär hat seit März den Bereich Organisation, Strukturen und interne Kommunikation bei der Industriegruppe IGO inne. IGO-Eigentümer ist der Tiroler Unternehmer und ÖVP-Großspender Klaus Ortner. Melchior bleibt Nationalratsabgeordneter.
Ebenfalls seit März neu im Job ist Gernot Blümel. Der ehemalige Finanzminister ist CEO der Superfund-Gruppe von Investmentunternehmer Christian Baha. Sebastian Kurz' ehemaliger Kabinettschef Bernhard Bonelligründete im Februar einen B2B software growth equity fund.
Kurz' ehemaliger Pressesprecher Johannes Frischmann sowie sein ehemaliger Medienbeauftragter Gerald Fleischmann arbeiten seit dem Rücktritt ihres früheren Chefs im ÖVP-Klub. Selbiges gilt für Lisa Wieser, die das Büro von Sebastian Kurz in seiner Zeit als Kanzler leitete.
Kurz-Stratege Stefan Steiner berät weiterhin die ÖVP. Etienne Berchtold spricht nach wie vor fürs Bundeskanzleramt, wechselt allerdings im Herbst als Botschafter nach Abu Dhabi.
Steiner, Fleischmann und Frischmann werden wie Kurz als Beschuldigte in der Chat-Causa geführt. Und Sebastian Kurz selbst? Der gründet Anfang des Jahres die "SK Management Gmbh" mit Sitz im niederösterreichischen Horn, nachdem er kurz zuvor seinen neuen Arbeitgeber Peter Thiel publik gemacht hat.
Im Kanzleramt geblieben ist hingegen Markus Gstöttner. Er ist mit der Kanzlerschaft von Nehammer vom Kabinettschef-Stellvertreter zum Kabinettschef aufgestiegen.
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