Klasse statt Masse
Die Regierung hat zuletzt mehrfach angekündigt, dass die breiten Gratistests Ende März auslaufen könnten. Die hohen Summen Steuergeld, die sie verschlingen, seien nicht mehr gerechtfertigt, wenn es gleichzeitig ein kostenloses Impfangebot gibt.
Auch aus epidemiologischer Sicht ergebe das Zurückfahren der Tests Sinn, sagt Komplexitätsforscher Peter Klimek. International gebe es kaum ein Land, das so viel testet wie Österreich, merkt er an. „Um den Überblick zu behalten, gibt es bessere Methoden.“ Im KURIER-Podcast (siehe oben) erklärt er auch, welche.
Erstens: Bestimmte Teile der Bevölkerung sollen weiterhin regelmäßig getestet werden. Dafür würden sich vulnerable Bereiche wie Alten- und Pflegeheime, Schulen oder die kritische Infrastruktur eignen. Solche Studien werden etwa in Großbritannien durchgeführt.
Zweitens sollte das Abwasser-Monitoring verstärkt werden. Das sei eine einfache und kostengünstige Methode, um abzuklären, welche Virusvarianten in der jeweiligen Region (die an die jeweilige Kläranlage angeschlossen ist) zirkulieren und ob das Infektionsgeschehen dort am Steigen oder am Sinken ist, erklärt Klimek. Freilich könne man aus der Abwasserprobe nicht ablesen, wie viele Infizierte es genau gibt. Sie gebe aber Anhaltspunkte, um in weiterer Folge gezielt zu testen.
Dritter Punkt: Das Testen von Personen, die Corona-Symptome spüren, sowie die Abklärung bei Kontaktpersonen. „Man ist gut beraten, das noch beizubehalten“, sagt Klimek. Allerdings verläuft die Infektion bei Omikron so schnell, dass man Infizierte mit Tests oft nicht rasch genug herausfischen kann, bevor sie andere anstecken.
Vorsicht bei Quarantäne-Regeln
Genau deswegen wird jetzt nicht nur der Sinn der breiten Testungen, sondern auch der Sinn der strengen Quarantäne-Regeln hinterfragt. Klimek hält eine Lockerung – ein Wunsch aus der Wirtschaft – für gerechtfertigt. Skeptisch ist er aber angesichts der derzeit kursierenden Idee, die Quarantäne gleich ganz abzuschaffen – auch für Infizierte. „Das ist Neuland in der Pandemie. Es fehlen uns Werte, wie sich das auswirkt“, sagt der Forscher.
Klimek plädiert dafür, jetzt, in der „ruhigeren Phase“, ein gutes Monitoring aufzustellen, „damit wir rechtzeitig erkennen, wenn wir in eine weniger ruhige Phase kommen“. Mehrere Experten gehen davon aus, dass es wieder Verschärfungen brauchen wird. So auch Gecko-Chefin Reich: Im Sommer geht das Infektionsgeschehen erfahrungsgemäß zurück. Im Herbst könne schon die nächste „ordentliche Welle“ kommen, sagt sie.
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