Massentests ab 5. Dezember: Start mit Lehrern und Polizisten
Jetzt ist es also offiziell: Österreich startet mit Corona-Massentests, wie sie zuvor auch schon die Slowakei durchgeführt hat.
Den Fahrplan dazu gab die Bundesregierung am Freitag bekannt: Starten sollen die Tests am ersten Dezember-Wochenende (5./6. Dezember, also zum geplanten Ende des harten Lockdowns) mit den rund 200.000 Pädagogen. Am 7. und 8. Dezember geht es dann mit den 40.000 Polizisten weiter, ebenfalls in der ersten Dezemberwoche sind Gemeinden mit hohem Inzidenzwert an der Reihe. Kurz vor Weihnachten soll dann eine breit angelegte Testreihe für die gesamte Bevölkerung stattfinden.
Laut Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) soll solcherart ein Weihnachtsfest im engen Familienkreis ermöglicht werden. „Wir können schnell eine hohe Zahl an infizierten Personen lokalisieren und somit noch stärker die Infektionsketten durchbrechen“, teilte er mit und bat schon jetzt die Bevölkerung, sich an den Tests zu beteiligen.
Die Tests sollen laut Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) in mehreren Runden stattfinden. „Klar ist: Damit Testungen epidemiologisch sinnvoll sind, müssen diese zu Beginn des neuen Jahres wiederholt werden. Sie müssen außerdem niederschwellig, gratis zugänglich und auf freiwilliger Basis erfolgen“, erklärte er. Die Probenentnahme werde ausschließlich durch medizinisch geschultes Personal erfolgen.
Für die logistische und organisatorische Abwicklung ist das Verteidigungsministerium zuständig. Auch Sanitäter werden zur Durchführung der Tests herangezogen. Insgesamt werde das Bundesheer mit mehreren tausend Soldaten die Abwicklung der Massentests unterstützen, heißt es aus dem Büro von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP).
Doch kann der Plan der Regierung, mit Massentests das Weihnachtsfest zu retten, überhaupt funktionieren? Anders gefragt: Geht das so zügig? Immerhin ist Österreich das größte der Länder, die solche Massentests bisher durchgeführt haben. Einige Wissenschafter haben hier bereits Bedenken angemeldet. Professor Marc Reimann, Logistikforscher an der Uni Graz, hat nachgerechnet, ob man in einem Monat alle Österreicher testen könne. „Bei derzeitigen Kapazitäten würden die Tests bis zu zehn Monate dauern. Bei Verdoppelung der vorhandenen Ressourcen zwar weniger, aber immer noch vier bis sechs Monate“, erklärt er.
Genug Kapazitäten?
Als Berechnungsbasis nahm Reimann an, dass wirklich jeder Bürger an den Tests teilnimmt (wovon die Regierung allerdings nicht ausgeht). Außerdem kalkulierte er mit 1.000 Teststationen, an denen ohne jegliche Wartezeit alle drei Minuten eine Probe genommen würde. „Wenn man an 1.000 Stationen 15 Stunden täglich durcharbeitet, käme man auf die benötigten 300.000 Tests pro Tag.“ Dies unter der Voraussetzung, dass auch die nötigen Auswertungskapazitäten vorhanden seien.
Derzeit schaffe man laut Reimann nur ein Zehntel, also 30.000 Tests.
Abgesehen von den Kapazitäten stellen sich für ihn noch weitere logistische Fragen: Gibt es bereits genügend Tests? Wo und wie werden sie gelagert? Wie funktioniert die Verteilung? Zumindest auf die erste Frage hat die Bundesregierung bereits eine Antwort parat: Sieben Millionen Antigen-Schnelltests habe man bereits geordert, weitere Bestellungen seien in Planung. Die Kosten für die erste Tranche würden sich auf 50 Millionen Euro belaufen.
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