"Anti-Homo-Haus": ÖVP-Marchetti fordert Partei zum Umdenken auf

Nico Marchetti
Der einzig offen homosexuell lebende ÖVP-Mandatar fordert, dass die Kanzler-Partei eine Gesetzeslücke schließt.

Nach der bundesweiten Empörung um das sogenannte "Anti-Homo-Haus" eines Wachauer Wirten ist die Debatte um eine Änderung der Diskriminierungsrichtlinie neu entflammt.

Denn der Wirt, der mit "Syphilis und AIDS nichts zu tun haben" will, wie er auf seiner eigenen Webseite schreibt, kann rechtlich dafür nicht belangt werden - weil Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung in Österreich bei der Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen nach wie vor erlaubt ist.

Eine Gesetzeslücke, die mehrere Parteien seit Jahren schließen wollen. Zuletzt scheiterte ein solches Vorhaben stets am Veto der ÖVP. Nico Marchetti, selbst Nationalratsabgeordneter der Volkspartei, fordert nun öffentlich eine Änderung der Parteilinie. Am Montagabend war er dazu in der ZiB Nacht für ein Interview zugeschaltet.

Der 31-jährige Wiener ist der Einzige aus den Reihen der ÖVP, der offen homosexuell lebt. Dass das immer wieder betont werden müsse, findet er "schade", und meint: "Das ist nicht der einzige Bestandteil meines Charakters und meines politischen Wirkens."

"Schlummernde Mehrheiten" in der ÖVP

Er definiere eine konservative Ausrichtung grundsätzlich so, "dass man Werte bewahrt, die gut für die Gesellschaft sind", so Marchetti, der seine Partei jetzt in einer Phase sieht, "in der man diese Debatte führen kann. Ich glaube, dass sich da viel weiterentwickelt hat".

Auf verlorenem Posten sieht sich Marchetti mit seinem Vorhaben nicht. Obwohl es aus der Volkspartei in den letzten Tagen gegenteilige Äußerungen gegeben hat. So nannte die Nationalratsabgeordnete Gudrun Kugler etwa eine Ausweitung der Diskriminierungsrichtlinie zuletzt einen "Grundrechtseingriff".

"Es braucht manchmal jemanden, der sich hinstellt und eine Meinung vertritt, die gefühlt nicht populär ist", so der 31-jährige Wiener weiter. Er habe über dieses Thema in der Vergangenheit immer wieder mit Parteikollegen gesprochen, die ihm signalisiert hätten, ihn bei seinem Vorstoß zu unterstützen: "Da schlummern Mehrheiten, die ich aufwecken möchte. Das geht nur mit einer Debatte."

Kommentare