Ob Stärke nicht bloß simuliert wurde, wird sich im roten Kernland Burgenland zeigen, wo am 26. Jänner 2020 gewählt wird. Wie wichtig der Urnengang im bevölkerungsärmsten Bundesland für die Genossen ist, zeigte ein Blick auf die erste Reihe des mit 700 Gästen übervollen Lisztzentrums: Neben Doskozil und seiner Partnerin Julia Jurtschak saßen Bundesparteichefin Pamela Rendi-Wagner, die 2. Nationalratspräsidentin Doris Bures, der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig, Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser, NÖ-LH-Vize Franz Schnabl und der Tiroler SPÖ-Vorsitzende Georg Dornauer. Gekommen waren auch die beiden Alt-Landeshauptleute Hans Niessl und Hans Sipötz. Doskozil wurde minutenlang mit stehenden Ovationen bedacht, auch Rendi-Wagner erhielt viel Zuspruch.
Liebäugelten manche in der SPÖ, die 2015 nach herben Verlusten 42 Prozent der Stimmen erreichte und seither mit den Blauen koaliert, Anfang des Jahres noch mit dem Kratzen an der 50-Prozent-Marke, wich die Zuversicht seit der Nationalratswahl der Verunsicherung. Da landete die SPÖ erstmals seit mehr als 50 Jahren hinter der Landes-ÖVP, dann musste sich Doskozil im auch noch einer zweiten Stimmband-Operation innerhalb von 15 Monaten unterziehen.
„Es ist kein Krebs und nicht lebensbedrohlich“, wiederholte Doskozil in seiner 20-minütigen, von großer Heiserkeit geprägten, Rede seine schon im Landtag geäußerte Antwort auf „die vielen Gerüchte, die ihr ja alle hört‘s“. Nach einer dritten Operation im ersten Halbjahr 2020 sei er sehr optimistisch, „das Problem in den Griff zu bekommen“.
Erstmals räumte der 49-jährige Ex-Verteidigungsminister ein, sich in den ersten beiden gänzlich stimmlosen Wochen nach der OP „intensiv hinterfragt“ zu haben: „Kann ich meinen Job noch ausführen, bin ich der Richtige im Wahlkampf?“ Dann habe er seine Entscheidung für die Politik getroffen und hoffe, „dass es die richtige war“.
Im Widerspruch zu seiner Kritik an der „derzeit nicht regierungsfähigen“ Bundes-SPÖ, die der burgenländische Landeschef in Zeitungsinterviews am Samstag wiederholt hatte, richtete er in Raiding einen „speziellen Dank“ an „Pam“: Er sage „hier und heute“, dass „wir auch dich unterstützen, wir werden auch dich weitertragen“ und mit allen Landesorganisationen für eine „starke sozialdemokratische Stimme in Österreich“ sorgen. Diese ungewohnt freundlichen Töne des Rendi-Kritikers Doskozil fanden ihre Fortsetzung in der Absage an den in der zweiten Reihe sitzenden roten Reformer Max Lercher: „Wir brauchen keine neue Partei, wir sind eine stolze Partei“.
Zuvor hatte Rendi-Wagner gemeint: Doskozils Stimme sei zwar noch angeschlagen, aber es „gibt im Burgenland keine stärkere Stimme für die Menschen“ als seine.
Wie die Landes-SPÖ mit den Stimm-Problemen des Zugpferdes umgehen will, erläuterte Parteimanager Christian Dax: „Wir tragen dich über die Ziellinie.“ Wichtiger als Reden sei bei Doskozil ohnehin das Tun, so der Tenor. Apropos Tun: „Wir haben das, was wir gesagt haben, umgesetzt“, erinnerte Doskozil an seine „Leuchtturm-Projekte“: 1.700 Euro netto Mindestlohn im Landesdienst, Gemeinnützigkeit der Pflege, Gratis-Kindergarten und Biowende. Auch darüber werde bei der Landtagswahl abgestimmt.
Bei dieser tritt die SPÖ als „Liste Doskozil – SPÖ Burgenland“ an. Das wurde am Samstag ebenso beschlossen, wie die Landesliste. Doskozil erhielt 99 Prozent Zustimmung. Präsentiert wurde zudem eine SPÖ-Mitgliederbefragung, wonach sich 49 Prozent weiter Rot-Blau wünschen. Der Schulterschluss zwischen „Pam“ und „Dosko“ wird wohl darunter leiden.
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