Anschober über Virusmutation: "100 Verdachtsfälle in Österreich"
Die in Großbritannien festgestellte Virusmuation B 1.1.7 verbreitet sich weltweit und schnell: Hat eine Person bisher durchschnittlich eine weitere Person angesteckt, sind es jetzt - durch das britische Virus - theoretisch/rein rechnerisch 1,5 Personen.
Corona-Mutation bringt schwierige Wochen
Virusmutation um "50 Prozent ansteckender"
Um diese und andere Virusmutationen schnell zu erkennen, werde u.a. das Klärwasser in Österreich überprüft, zudem bei Tests sequenziert. Aus Abwasser kann man die Viruslast einer Region ablesen.
100 ml aus Kläranlagenwasser reichen dabei aus. Andreas Bergthaler (Research Center for Molecular Medicine) geht davon aus, dass die britische "Virusvariante bereits flächendeckender vorhanden ist" als es die Zahlen heute noch darlegen. Die Mutation aus England ist jedenfalls um 50 Prozent ansteckender.
100 Verdachtsfälle der Virusmutation in Österreich
In Österreich gebe es derzeit 100 Verdachtsfälle. In manchen Regionen wie Großbritannien, Irland, der Slowakei verbreiten sich die Virusmutationen derzeit sehr schnell. Dänemark schätze die Fälle derzeit auf 1.000, die Schweiz spreche von 6 Prozent der Infizierten, die die mutierte Variante aufweisen.
"Die Phase bis Ostern wird die schwierigste in der Pandemie", sagt Anschober. Es gibt in allen europäischen Ländern eine "sehr alarmierende Stimmung".
70 Prozent höhere Übertragung
Das Neue wie Gefährliche an der britischen, japanischen und der südafrikanischen Virusvariante ist, so Infektiologin Christina Nicolodi, dass das Virus sich schneller überträgt und von einer höheren Viruslast auszugehen ist. Symptome sowie Krankheitsverlauf sind gleich wie bei an Covid-19-Erkrankten (Fieber, Geschmacks- und Geruchsverlust, Abgeschlagenheit, u.a.)
Die englische Variante weise 17 Mutationen auf, die südafrikanische habe mindestens 12 Mutationen, die japanische habe mindestens ebenso viele, erklärt Bergthaler.
85 Millionen Menschen hatten weltweit bis dato positive Covid-Tests, sagt Rudolf Anschober. In Österreich gibt es derzeit 1.528 Neuinfektionen.
An beziehungsweise mit Covid Verstorbene: 66.
Reproduktionsfaktor: 0,97.
7-Tages-Inzidenz: 149
Impfungen per Freitagabend erwartet: 87.000. Kommenden Dienstag rechnet der Gesundheitsminister mit 100.000 Impfungen.
"Offensichtlich gibt es eine Stimmungswende, was die Impfbereitschaft betrifft", so Anschober. In der kommenden Woche werde die erste Teilimpfung in den Alten- und Pflegeheimen abgeschlossen sein.
21 Tage nach der ersten Impfung erfolgt die zweite Impfung.
Impf-Dosen: 180.000 BioNTech/Pfizer/10.000 Moderna
Testungen (Montag-Freitag): 780.000 Tests
Warum die Sequenzierung so lange dauert
"Sequenzieren ist eine komplexe Analysemethode", erklärt Bergthaler, "die sieben Tage dauert". Die lange Dauer sei bereits optimiert. Bergthaler verweist in diesem Zusammenhang auf die PCR-Tests, die in wenigen Minuten Ergebnisse bringen. Bei Sequenzierungen indes handle es sich um hochkomplexe Verfahren.
Mutationsspezifische PCR-Tests würden österreichweit überall durchgeführt. Die Sequenzierungen sollen ab sofort verzehnfacht werden. Um der Virusmutation entgegenzuwirken, werde "man alle Maßnahmen, die uns bisher geschützt haben, weiter nützen", so Anschober.
Bergthaler ist sich sicher, dass es sich nicht um die letzte Virusmutation handelt. "Es ist ein Weckruf. Je öfter sich Menschen infizieren, desto häufiger hat das Virus die Chance, zu mutieren."
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