LGBTIQ+-Gesundheitsbericht: 89 Prozent haben Diskriminierung erlebt

LGBTIQ+-Gesundheitsbericht: 89 Prozent haben Diskriminierung erlebt
"Diskriminierung macht krank. Man muss etwas dagegen tun", sagt Gesundheitsminister Johannes Rauch.

Fast neun von zehn queeren Personen in Österreich sind in den vergangenen Jahren mit Diskriminierung konfrontiert worden. Das geht aus dem "LGBTIQ+ Gesundheitsbericht" hervor. "Diskriminierung macht krank. Man muss etwas dagegen tun", sagte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) bei der Studienpräsentation am Mittwoch in Wien. Die Wahrnehmung der eigenen Gesundheit sei in der Community zudem deutlich schlechter als in der Gesamtbevölkerung.

29 Prozent der Befragten bewerteten den eigenen Gesundheitszustand als mittelmäßig, weitere elf Prozent als schlecht oder sehr schlecht. Bei der Österreichischen Gesundheitsbefragung 2019 lagen die Durchschnittswerte bei 19, beziehungsweise sechs Prozent. Von den 89 Prozent, die von Diskriminierung betroffen waren, führten das drei Viertel auf ihre sexuelle Orientierung zurück.

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Benachteiligung im Gesundheitsbereich

54 Prozent gaben an, auch im Gesundheitsbereich Benachteiligungen erlebt zu haben. Die Erfahrungen reichen von unangebrachten Kommentaren und Beleidigungen bis zum Druck, sich bestimmten Behandlungen zu unterziehen. Viele Betroffene würden aber auch bewusst Gesundheitsdienstleistungen vermeiden, so Minister Rauch: "Wir müssen sicherstellen, dass alle Menschen sich auch trauen, medizinische Versorgung in Anspruch zu nehmen."

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Der Gesundheitsbericht wurde nun erstmals für die Gruppe LGBTIQ+ erstellt. Im Auftrag des Gesundheitsministeriums hat Gesundheit Österreich gemeinsam mit Expertinnen und Experten eine Befragung durchgeführt. Dafür wurden 1.047 Personen zwischen 8. Juni und 11. Juli 2022 online interviewt. Zusätzlich gab es zehn vertiefende Einzelinterviews. "Die Grundgesamtheit der queeren Personen ist nicht bekannt, daher ist das Ergebnis nicht repräsentativ", sagte die Studienautorin Sylvia Gaiswinkler.

Fünf bis zehn Prozent

Conny Felice, Geschäftsführerin der HOSI Salzburg, schätzt den Anteil der queeren Personen auf fünf bis zehn Prozent. Im Gesundheitsbereich könne für diese Menschen manchmal etwas schiefgehen. "Meistens in der Kommunikation, da ist Handlungsbedarf", so Felice. Ihr Rezept dafür ist: "Bildung, Bildung, Bildung".

Dort möchte auch das Sozialministerium ansetzen. Als erste Maßnahmen hat es zwei Informationsbroschüren veröffentlicht. Noch in diesem Jahr soll zusätzlich ein E-Learning-Tool zur Sensibilisierung von Gesundheitspersonal starten. Geschultes und respektvolles Personal habe für die Befragten der Studie eine hohe Bedeutung.

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Unterstützung für diese Anliegen kam von der grünen LGBTIQ-Sprecherin Ewa Ernst-Dziedzic. "Die besorgniserregenden Ergebnisse weisen auf die Notwendigkeit hin, die Gesundheitsversorgung für LGBTIQ+-Personen zu verbessern", betonte sie in einer Aussendung.

"Mehr als nur Berichte" - die sicherlich sinnvoll seien - nämlich "auch Taten" fordert indes NEOS-LGBTIQ-Sprecher Yannick Shetty in Bezug auf das noch ausstehende Verbot von Konversionstherapien. 2019 wurde ein einstimmiger Entschließungsantrag im Parlament eingebracht, ein Gesetz, das "Umpolungstherapien" für queere Menschen verbietet, gibt es aber noch nicht. "Die Grünen sollen mit dem ewigen Vertrösten aufhören und das Gesetz endlich vorlegen", forderte Shetty.

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