Ein grauer Regenbogen wird in Wien an homosexuelle NS-Opfer erinnern
In Wien wird künftig eine Regenbogenskulptur an homosexuelle Opfer der NS-Diktatur erinnern. Das Siegerprojekt für das Denkmal im Resselpark wurde am Mittwoch von Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) und Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) präsentiert. Der Bogen, unter dem Passanten künftig verweilen können, wurde von Sarah Ortmeyer und Karl Kolbitz entwofen. Er zitiert das Symbol der LGBTIQ-Bewegung.
Aufstellung im nächsten Jahr
Allerdings werden die bunten Regenbogenfarben durch Grautöne ersetzt. Damit rücke das Moment der Trauer und des Gedenkens in den Vordergrund, wie betont wurde. Das Objekt mit dem Tiel "ARCUS (Schatten eines Regenbogens)" werfe auch einen Schatten - obwohl ein Regenbogen als optisches Phänomen keinen solchen werfen könne. Genauso unfassbar sei auch das Geschehene, also die Verfolgung und Ermordung von Menschen, hieß es. Die halbrunde Bogenskulptur soll ab 2023 im Park am Karlsplatz zu sehen sein.
"Der Menschen zu gedenken, die Opfer der NS-Homosexuellen-Verfolgung wurden, ist mir ein ganz persönliches Anliegen. Wir haben Standort, Widmungsgruppe und Gedenkzeitraum ausführlich diskutiert sowie Communities eingebunden und einen gesamtgesellschaftlichen Diskurs im Vorfeld zu diesem Denkmal geführt", betonte Wiederkehr: "Das Denkmal soll uns alle mahnen, die Zukunft in unserer Stadt so zu gestalten, dass Vielfalt, Akzeptanz und Lebensfreude die Schatten von Homophobie, Hass und Gewalt überstrahlen."
Kaup-Hasler verwies auf die bewegte Geschichte des Projekts. Sie freue sich, dass dieses nun finalisiert werden könne. "Es ist wichtig und notwendig, dass ein Denkmal die Erinnerung an die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus im öffentlichen Raum manifestiert und uns dazu aufruft, jeglicher Form von Homophobie und Diskriminierung entschieden entgegenzutreten. Der Regenbogen, der seine Farbigkeit verloren hat, verdeutlicht auf verständliche Weise, in welches Grauen das Fehlen von Toleranz und die ideologische Instrumentalisierung von Vorurteilen führt."
Ursprünglicher Siegerentwurf zurückgezogen
Die Pläne zur Umsetzung eines Denkmals für homosexuelle NS-Opfer in Wien waren bereits wiederholt mit Hürden konfrontiert. Der erste Siegerentwurf für den Resselpark wurde vom britischen Künstler Marc Quinn wieder zurückgezogen. Es war geplant, überdimensionale Hände zu errichten, die auf einem verspiegelten Tisch hätten postiert werden sollten. Auf den Rückzug folgte eine Neuausschreibung.
Ursprünglich hätte das Mahnmal am Morzinplatz - also dort, wo sich einst die Gestapo-Zentrale befand - errichtet werden sollen. Doch das Vorhaben war auf dem Areal technisch nicht umsetzbar. Später gab es temporäre Installationen, etwa am Naschmarkt. Das Gesamtbudget für das Denkmal in der Höhe von 300.000 Euro wird von der Stadt und dem Nationalfonds der Republik Österreich zur Verfügung gestellt.
HOSI erfreut
Markus Steup, der die Homosexuelle Initiative (HOSI) Wien im Sachbeirat für das Mahnmal vertreten hat, sagt: "Wir freuen uns sehr über den gelungenen Entwurf und dass mit diesem neuen Anlauf ein würdiges und vor allem permanentes Mahnmal endlich Realität wird, das an die schwulen, lesbischen und bisexuellen Opfer der NS-Terrorherrschaft erinnert. Damit wird eine jahrzehntelange Forderung der HOSI Wien erfüllt. Diese öffentliche Anerkennung ist besonders wichtig, denn gerade homosexuelle Opfer wurden auch nach Kriegsende jahrzehntelang nicht anerkannt, noch viel weniger entschädigt. Wenn sie überlebt haben, wurde ihnen ihre Zeit im KZ auch nicht auf die Pension angerechnet – den Aufseher*innen hingegen schon.“
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