Regierung will Blutspende ohne Diskriminierung ermöglichen

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Neue Verordnung sieht "Drei mal drei"-Regel für alle vor.

Die Regierung will einen gleichberechtigten Zugang zur Blutspende unabhängig von Geschlecht oder sexueller Orientierung ermöglichen. In Zukunft soll eine "Drei mal drei"-Regel für alle gelten: Wer innerhalb der letzten drei Monate mit drei verschiedenen Partnern Sex hatte, wird für drei Monate von der Blutspende ausgenommen - egal ob Mann, Frau oder Trans, ob Hetero oder Homo. So sieht es die Verordnung vor, sagte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) dem Ö1-Mittagsjournal.

Blutspenden: Risikoverhalten statt sexueller Orientierung zählt

"Wir beseitigen damit eine völlig aus der Zeit gefallene Ungleichbehandlung", erläuterte Rauch. Auch die ÖVP, die sich in den vergangenen Jahren immer wieder gegen Veränderungen beim Blutspenden gestellt hatte, habe der neuen Verordnung zugestimmt.

"Zukünftig zählt das individuelle Risikoverhalten beim Blutspenden", sagte Jugend-Staatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP) gegenüber dem Mittagsjournal. Die pauschale Diskriminierung von Bevölkerungsgruppen habe ein Ende. "Das ist wissenschaftlich auch begründbar."

"Wir verdanken diesen Schritt unzähligen Aktivistinnen und Aktivisten, die sich über Jahre eingesetzt und Druck aufgebaut haben", reagierte SPÖ-Gleichbehandlungssprecher Mario Lindner. Lindner hat als Betroffener das Blutspendeverbot vor die Volksanwaltschaft gebracht und mit einer Petition mehr als 10.000 Unterschriften "gegen diese vorgestrige Diskriminierung gesammelt". Erst im April hätten ÖVP und Grüne einen entsprechenden Antrag Lindners gegen die Stimmen der gesamten Opposition abgelehnt, erinnerte der Gleichbehandlungssprecher.

Es könne nur gehofft werden, dass die Verordnung ein explizites Diskriminierungsverbot beinhalte, betonte Andrea Brunner, Geschäftsführerin der Aids-Hilfe Wien. Ein solches forderte auch Lindner. Nur so sei sichergestellt, dass die interne Praxis des Roten Kreuzes, transidente Menschen auszuschließen, künftig unterbunden sei, meinten Brunner und Ann-Sophie Otte, Obfrau der HOSI Wien.

Der LGBTIQ-Sprecher der Neos, Yannick Shetty, freute sich, "dass die Bundesregierung endlich zur Vernunft gekommen ist". Dass sie ein Ende des Verbots als eigenen Erfolg verbuche, sei laut Shetty "einigermaßen absurd und eine Verhöhnung der Betroffenen". Denn es seien Tausende engagierte Bürgerinnen und Bürger gewesen, die nicht lockergelassen haben. Die Opposition habe die Regierung fortlaufend daran erinnert, dass das Blutspendeverbot absolut inakzeptabel sei.

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