Blutspende: Wer trägt das Restrisiko?

Die sogenannte „Drei-mal-drei-mal-drei-Regel“ ersetzt künftig die geltenden Bestimmungen.
Das Rote Kreuz will das Risiko, Krankheiten per Blutspende zu übertragen, minimieren. Homosexuellen-Initiativen protestieren gegen das Gesetz

In Frankreich fiel das Blutspendeverbot für Homosexuelle erst kürzlich. Diese Entwicklung rief auch hierzulande Homosexuellen-Initiativen auf den Plan.

„Das Rote Kreuz weigert sich beharrlich, das Blutspendeverbot abzuschaffen. So sind Homosexuelle, Bisexuelle und Transpersonen zum Blutspenden nach wie vor nicht zugelassen, sofern sie in den letzten zwölf Monaten Sex mit Männern hatten“, erklärt der Sprecher der HOSI (Homosexuellen Initiative) Linz, Richard Steinmetz.

Nicht umgesetzt

Im Dezember 2020 gab es im Gesundheitsausschuss des Nationalrats ein Hearing zum Thema, medizinische Expertinnen und Experten sprachen sich für ein rasches Ende des Verbots aus. Im Gesundheitsministerium wurde daraufhin eine eigene Kommission eingerichtet, die sich für eine Verkürzung der Rückstellungsfrist von zwölf auf vier Monate aussprach. Umgesetzt wurde das bis dato nicht.

Dazu müsste der amtierende Gesundheitsminister Johannes Rauch die Verordnung unterzeichnen, die Frist verkürzen oder die komplette Aufhebung des Blutspendeverbots rechtskräftig bestätigen. Auch die vorherigen Gesundheitsminister haben den Vorschlag zwar begrüßt, die Verordnung aber nie umgesetzt. Warum nicht?

Die Wartezeit beim Blutspenden für Männer, die Sex mit Männern haben, soll von 12 auf vier Monate verkürzt werden. Das Rote Kreuz trage diese Verkürzung mit und werde diese mit Inkrafttreten der Blutspendeverordnung umsetzen. Man werde aber niemals ohne Verordnung handeln, heißt es aus der Organisation.

Der Grund für die Zurückhaltung sei nicht, dass man jemanden diskriminieren wolle. Das Ziel sei die Minimierung von Risikofaktoren. Konkret gehe es beim Ausschluss der Personengruppe „Männer, die Sex mit Männern haben“, darum, dass diese statistisch gesehen bei HIV–Neuinfektionen pro Jahr deutlich überrepräsentiert ist: 50 % der Neuinfektionen fallen in diese Gruppe, dasselbe gilt für die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit). Die sexuelle Orientierung sei kein Zulassungskriterium für die Blutspende, entscheidend seien wissenschaftlich belegte Risikofaktoren, aufgrund derer manche Menschen nicht zur Blutspende zugelassen werden können.

Diagnostisches Fenster

Hintergrund für diesen Ausschluss sei auch das sogenannte „diagnostische Fenster“, heißt es vonseiten des Roten Kreuzes. Trotz modernster Tests können bestimmte Infektionskrankheiten (zum Beispiel auch sexuell übertragbare Krankheiten) nicht im Blut nachgewiesen, jedoch bereits übertragen werden. Bei HIV beträgt das diagnostische Fenster, also der Zeitraum, in dem eine Person bereits mit der Krankheit infiziert ist und diese weitergeben kann, diese aber in Bluttests noch nicht nachweisbar ist, je nach Testmethode von 10 Tagen bis zu zwei Monaten.

Blutspende: Wer trägt das Restrisiko?

Richard Steinmetz von der HOSI Linz

„Es gibt verschiedene Interpretationen des vorhandenen Zahlenmaterials. Wir fordern, dass im Fragebogen das Risikoverhalten, aber nicht die sexuelle Orientierung abgefragt wird. Auf diesem Gebiet bewegt sich schon seit Jahren nichts. Wir gestehen dem neuen Gesundheitsminister Johannes Rauch eine Einarbeitungsphase zu, aber dann wird auch er Post von uns bekommen. Denn schwules Blut ist genauso gut“, sagt Richard Steinmetz von der HOSI Linz.

Blutspende: Wer trägt das Restrisiko?

1000 Blutkonserven pro Tag

Spenden. Alle 90 Sekunden wird in Österreich eine Blutkonserve benötigt, das sind jeden Tag fast 1.000 Stück.  Diese sind  maximal 42 Tage haltbar. Nur 3,4 Prozent der spendefähigen Bevölkerung in Österreich spenden Blut. Ob nach einem Unfall, bei der Geburt oder aufgrund einer schweren Krankheit – Blut ist ein wichtiges Notfallmedikament und kann nicht künstlich hergestellt werden. 

Blutspenden dürfen Personen zwischen dem 18. und 70. Geburtstag, die gewisse gesundheitliche und gesetzlich festgelegte Kriterien erfüllen. Bei der Blutspende werden ca. 465 ml Blut aus der Armvene entnommen. Die eigentliche Spende ist in sechs bis sieben Minuten erledigt. Der gesamte Vorgang inklusive Ausfüllen des Fragebogens, medizinischem Check und der kurzen Ruhepause mit kleinem Imbiss dauert etwa 30 bis 45 Minuten.
Termine, Standorte: www.gibdeinbestes.at

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