Leseleistung: Österreichs Kinder schlechter als vor Corona

Initiative zur Leseförderung an Grundschulen
Lesestudie Pirls: Rund zwanzig Prozent der Schülerinnen und Schüler in Österreich gehören zu den schwachen Lesern. Ein Ergebnis der Studie für Österreich sorgt für Beunruhigung bei Experten.

Die PISA-Studien der OECD gehören in Österreich zum festen Bestandteil der Überprüfung der Bildungsstandards. Wenn auch die Ergebnisse der Tests hierzulande bisher eher durchschnittlich bis schlecht waren – zuletzt lag Österreich 2018 im Bereich "Lesekompetenz" unter dem OECD-Schnitt.

Alle drei Jahre wird mittels PISA jedenfalls die Lesekompetenz, Mathematik und Naturwissenschaften von Schülerinnen und Schülern im Alter von 15 Jahren überprüft.

Neben den PISA-Studien gibt es auch die etwas weniger bekannte Lesestudie "PIRLS" (Progress in International Reading Literacy Study). Getestet werden Kinder in der vierten Klasse Volkschule auf ihr Leseverständnis.

Österreich nahm 2006, 2011, 2016 und 2021 an PIRLS teil. Am Dienstag werden nun die Ergebnisse der 2021 durchgeführten internationalen Volksschullesestudie präsentiert.

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Schulschließungen während Corona

Das Spannende daran: Die rund 4.500 Schülerinnen und Schüler, die im Frühjahr 2021 getestet wurden, waren zum Zeitpunkt der ersten CoV-bedingten Schulschließungen im Frühjahr 2020 in der dritten Klasse Volksschule. Hatten diese Auswirkungen auf die Leseleistung der Kinder?

Die kurze Antwort: Jein. Die Zahlen sprechen zwar grundsätzlich für eine Verschlechterung: 2021 erreichten die Schüler hierzulande 530 Punkte, 2016 waren es noch 541. Aber, betont der IEA-Geschäftsführer Dirk Hastedt: "die Verluste dürften weniger ausgeprägt sein als von vielen erwartet".

Von den 32 Vergleichsländern erreichten die Schüler in 21 schlechtere Ergebnisse als 2016, in acht gab es keine oder kaum Änderungen, drei verbesserten sich sogar.

Leistungsrückgang

Der Leistungsrückgang in Österreich könne durchaus auch im normalen Schwankungsbereich liegen - zwischen 2011 und 2016 sei das Ergebnis (ganz ohne Pandemie) um praktisch den gleichen Wert zurückgegangen. IEA-Chef Hastedt:" Es ist auch ganz schwierig zu unterscheiden, was ein coronabedingter Effekt und was auf Änderungen beim Lehren und Lernen zurückzuführen ist."

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Welche Rolle spielt der Bildungsstand bzw. der Beruf der Eltern?

In Österreich sind die Leistungsunterschiede nach Bildungsstand bzw. Beruf der Eltern deutlich größer als in anderen Staaten. International erzielten jene 30 Prozent der Schüler mit hohem sozioökonomischem Status im Schnitt 543 Punkte, jene 48 Prozent mit mittlerem Status 501 und jene 22 Prozent mit niedrigem Status nur 457 Punkte.

Insgesamt beträgt der Abstand zwischen niedrigem und hohem Status 86 Punkte. In Österreich ist der Abstand mit 89 Punkten sogar noch höher. Hastedt: "Das ist ein dramatischer Unterschied, das sollte uns beunruhigen."

Die besten Leseleistungen erzielten 2021 übrigens die Kinder in Singapur (587) - hier gab es sogar bessere Ergebnisse als 2016 (576). Es folgen Hongkong, Russland, England, Finnland und Polen sowie Taiwan und Schweden.

In etwa gleichauf mit Österreich platziert sind die Slowakei (529) und die Niederlande (527), knapp dahinter folgt Deutschland (524). Österreich liegt damit wie schon bei der Erhebung 2016 deutlich über dem internationalen Durchschnitt (509) und im EU-Schnitt (527).

Schwache Leser

Rund zwanzig Prozent der Schülerinnen und Schüler in Österreich gehören zu den schwachen Lesern, das sind weniger als im internationalen Schnitt (25 Prozent). Demgegenüber befinden sich sieben Prozent in der Spitzengruppe der besten Leser, das liegt genau im internationalen Schnitt.

Mädchen erreichten international übrigens im Schnitt eine um 16 Punkte bessere Leseleistung. In Österreich betrug der Unterschied 14 Punkte (Buben: 523, Mädchen: 537). Der Unterschied zwischen Buben und Mädchen habe sich damit seit den vergangenen Tests (2006: 10 Punkte, 2011: acht, 2016: sechs Punkte) deutlich vergrößert.

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