Gewerkschaft warnt vor dänischen Zuständen

Gewerkschaft warnt vor dänischen Zuständen
Streit um das Dienstrecht: Lehrervertreter wollen sich gegen Reformen zur Wehr setzen.

Eltern schulpflichtiger Kinder wollen sich die Situation in Dänemark kaum vorstellen: Seit 1. April sind wegen eines Gehaltsstreits im ganzen Land die Gesamtschulen geschlossen. Über 70.000 Lehrer dürfen nicht unterrichten, weil die Schulbetreiber, die Kommunen, sie ausgesperrt haben. Leidtragende sind 700.000 Schülerinnen und Schüler von 5 bis 15 Jahren – und deren Eltern.

Die dänischen Lehrergewerkschaften befürchten, dass sich die Qualität des Unterrichts verschlechtert, da die Kommunen von ihnen verlangen, mindestens 25 Stunden pro Woche in den Klassen zu unterrichten und auch am Nachmittag bis 16 Uhr anwesend zu sein.

Österreich-Parallele

Gewerkschaft warnt vor dänischen Zuständen
Paul Kimberger im Faktencheck
Paul Kimberger (Bild), Österreichs oberstem Lehrervertreter, kommen die Forderungen aus Dänemark bekannt vor. Auch in Österreich wird über ein neues Dienstrecht gestritten – allerdings bislang nur am Verhandlungstisch. Der Dienstgeber – die Regierung – verlangt ebenfalls mehr Anwesenheit in den Klassen, bis zu 24 Wochenstunden; und Anwesenheit auch am Nachmittag, nebst zusätzlichem Betreuungspersonal.

Ist ein Arbeitsstreik für Kimberger wie in Dänemark auch hierzulande denkbar? „Wenn die Politik mit dem Gedanken spielt, dass man über uns einfach drüberfahren kann, dann sage ich klar und deutlich: Die Gewerkschaft wird sich zu wehren wissen. Es gibt so Einiges, womit wir uns zur Wehr setzen können, sollte der Weg des Dialogs verlassen werden“, droht Kimberger via KURIER.

Er fügt aber an, ein Streik über Wochen sei praktisch ausgeschlossen. „Das halte ich ehrlicherweise für unmöglich, weil das eine Maßnahme ist, die jene trifft, die nichts dafür können, nämlich die Schüler und die Eltern.“ Ein Tarifstreit gehöre auf den Verhandlungstisch – und auf seriöse Art geklärt.

Noch diese Woche wird es das nächste Spitzentreffen der Gewerkschaft mit den Ministerinnen Claudia Schmied (Bildung), Maria Fekter (Finanzen) und Gabriele Heinisch-Hosek (Beamte) geben. „Wenn Schmied endlich ihre Versprechungen einhält, dann kann es auch schnell gehen“, sagt Kimberger. Verhandelt wird seit beinahe einem Jahrzehnt.

Und so rät Bildungsexperte Andreas Salcher der Politik, nicht länger mit den Standesvertretern zu reden, sondern die Reform auch ohne deren Sanktus zu beschließen.

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