Lebensmittelpreise: ÖVP-Agrarminister Totschnig rechnet jetzt selber nach

Lebensmittelpreise: ÖVP-Agrarminister Totschnig rechnet jetzt selber nach
ÖVP-Landwirtschaftsminister kritisiert, dass Erzeugerpreise gesunken seien, Lebensmittel aber teuer blieben. "Was es jetzt braucht, ist Preistransparenz."

Dass ÖVP und Grüne an einem Strang ziehen, ist zuletzt keine Selbstverständlichkeit mehr – beim Thema Lebensmittelpreise ist das offenbar der Fall. Im Vorfeld des Gipfels mit Branchenvertretern, den der grüne Sozialminister Johannes Rauch initiiert hat, lässt ÖVP-Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig mit einer recht deutlichen Ansage aufhorchen.

Die landwirtschaftlichen Erzeugerpreise seien in den vergangenen Monaten gesunken, an der Supermarktkassa mache sich das aber noch wenig bemerkbar, heißt es in einer Aussendung. Es brauche Klarheit, an welcher Stelle in der Lebensmittelkette die Senkungen nicht weitergegeben werden.

Totschnigs Plan: Für einen repräsentativen Warenkorb sollen Ein- und Verkaufspreise erhoben werden. „So schaffen wir Transparenz, ab und in welchem Umfang sinkende landwirtschaftliche Erzeugerpreise beim Konsumenten ankommen.“

Eine Arbeitsthese hat der Landwirtschaftsminister offenbar bereits: „Die drei größten Handelsketten vereinen fast 90 Prozent des Marktanteils auf sich. Diese Marktmacht führt zu einem Ungleichgewicht in der Verhandlungsmacht auf Kosten kleiner Produzenten.“

Es brauche auch ein „Bekenntnis zur heimischen Lebensmittelproduktion“. Totschnig: „Überzogene Auflagen und Einschränkungen in der Produktion können zu einem geringeren Angebot und damit zu höheren Preisen führen.“

Unter EU-Schnitt

IHS-Chef Klaus Neusser, der auch am Gipfel teilnehmen wird, sagte vergangene Woche bereits, dass man „über die Bücher gehen“ und den Wettbewerb ankurbeln müsse.

Was die von ÖVP und Grünen geforderte Preistransparenz betrifft, war er in der ORF-„Pressestunde“ am Sonntag vorsichtig: „Gegen Transparenz kann man nichts haben, aber im Lebensmittelbereich ist das schwieriger als etwa bei den Spritpreisen.“

Die Wirtschaftsforscher seien überrascht, wie hartnäckig sich die Teuerung hält, sagt Neusser - er relativiert aber: Österreich liege beim Preisanstieg unter dem EU-Durchschnitt, sie sei in Österreich auch geringer als in Deutschland – obwohl Lebensmittel dort generell günstiger sind als bei uns.

Befeuert worden sei die Teuerung auch durch die Entscheidung der Politik, die Kaufkraft zu stärken – diese Entscheidung hält der IHS-Chef aber für richtig. Zum Vergleich: In Spanien ist die Inflation geringer, die Kaufkraft aber real gesunken. „Da lebe ich lieber in Österreich“, sagte Neusser.

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