Dementsprechend sorgenvoll dürfte man in der Parteizentrale in der Löwelstraße reagiert haben, als diese Woche bekannt wurde, dass noch im Juli dieses Buch erscheinen wird. Doskozil hat zwar im Vorfeld bereits klar gestellt, dass das Buch keine Abrechnung mit der SPÖ wird. Und auch kein neuer Anlauf in Richtung Bundespolitik. So schreibt er in der Einleitung zu dem Werk: "Hans Peter Doskozil schreibt ein Buch. Will er also doch zurück in die Bundespolitik? Nein, ganz sicher nicht. Dieses Kapitel meines Lebens ist für mich eindeutig abgeschlossen, ohne Wehmut und ohne Ärger. Im Gegenteil: Ich freue mich auf die nächsten Jahre im Burgenland, sofern ich gewählt werde, weil ich noch viel vorhabe."
Rückblick auf die SPÖ-Vorsitzwahl
Wobei: Ganz ausgeblendet wird die Bundespartei nicht. So beschreibt er aus seiner Sicht die Vorgänge rund um die Vorsitzenden-Wahl im Juni 2023. Jene Wahl, bei der er zuerst als Sieger gefeiert worden ist, ehe dann bei einer nochmaligen Auszählung der Stimmen Andreas Babler als neuer Vorsitzender hervorgegangen. Und er will auch thematische Differenzen mit der Parteiführung anhand konkreter Themen benennen. Da wird sicherlich der Umgang der SPÖ mit dem Asyl- und Migrationsthema ein entscheidendes Kapitel sein.
In der Einleitung, die jetzt schon freigegeben worden ist, schreibt Doskozil auch über seinen Status in der Partei: "Ich weiß, dass ich bei manchen Medien und Parteifreunden das Image habe, der Quertreiber zu sein, der vieles anders sieht und sich mit seiner Meinung nicht zurückhält. Dass wir im Burgenland höchst innovative politische Ansätze verfolgen und tatsächlich etwas verändern und reformieren, geht in der Zugespitztheit politischer Auseinandersetzungen oft verloren."
Der Werdegang von Doskozil
Das Projekt war übrigens bereits vor dieser Wahl 2023 gestartet und wegen des Kampfes um die Spitze der Partei auf Eis gelegt worden. Ende des Vorjahres wurde dann daran weitergearbeitet. Damit erscheint es jetzt vor der Nationalratswahl und auch vor der burgenländischen Landtagswahl im Jänner 2025, bei der Doskozil mit seiner SPÖ eine absolute Mehrheit verteidigen muss. In dem Buch geht es nicht nur um die Politik des Landeshauptmanns im Burgenland, wo er in vielen Bereichen wie Mindestlohn, Gesundheit, Verkehr, Pflege oder auch Wohnen ganz eigene Wege geht, die von der Opposition und auch anderen Bundesländern sehr skeptisch und auch kritisch verfolgt werden. In dem hat Doskozil auch seinen Werdegang und sein Weltbild beschrieben. Vom Polizisten zum Verteidigungsminister und schließlich zum burgenländischen Landeshauptmann.
Zitat aus dem Buch: "Für mich ist dieses Buch Gelegenheit, einmal ausführlich über alles zu schreiben, was mich politisch bewegt und was im Burgenland gerade passiert. Vielleicht versteht mich der eine oder andere besser, wenn er dieses Buch gelesen hat."
Die Probleme mit dem Kehlkopf
Letztlich gibt Doskozil auch Einblick in persönliche Angelegenheiten. Er schreibt auch über die Probleme mit seiner Stimme und die vielen Kehlkopfopferationen, die er schon hinter sich bringen musste. In der Einleitung für das Buch liest sich das so: "Es gibt auch etwas sehr Persönliches, das ich mitgeben möchte: Ich habe in meinem Leben mit einigen Rückschlägen umgehen lernen müssen ‒ politischen, aber auch privaten. Wie viele Menschen in diesem Land muss ich mit einer gesundheitlichen Beeinträchtigung leben und arbeiten. Es kostet Kraft und man braucht viel positives Denken. Wenn ein Schicksal zu akzeptieren ist, hilft einem auch der Hausverstand nicht mehr weiter.“
Präsentiert wird das Buch am 11. Juli. Honorar erhält er dafür keines. Das soll für kariative Zwecke verwendet werden. So wurde es mit dem Verlag vereinbart. Ob das für die Bundespartei ein Grund sein wird, viele Exemplare für die Löwelstraße zu erwerben, ist wohl eher nicht anzunehmen.
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