Längerer Wehrdienst? Reizvoll, aber utopisch
Eines muss man Thomas Starlinger lassen: Der Mann redet Klartext. Als der gelernte Generalstabsoffizier nun gefragt wurde, was er davon hält, die Tauglichkeitskriterien aufzuweichen, da antwortete der Interimschef im Verteidigungsressort mit zwei klaren Ansagen.
Erstens: „Wir brauchen keine Aufweichung der Kriterien, es gibt seit 40 Jahren neun Tauglichkeitsstufen.“
Und zweitens: Das eigentliche Problem liege wo anders, nämlich: bei der Dauer des Grundwehrdienstes.
Glaubt man dem Offizier Starlinger, so ist die Ausbildungszeit bei den Soldaten mittlerweile so kurz bemessen, dass man das ohnehin nur noch als „verantwortungslos“ bezeichnen kann. Und zwar vor allem gegenüber den jungen Grundwehrdienern selbst, die im Notfall mit geladener Waffe auf den Straßen patrouillieren.
Abhilfe wäre laut Starlinger leicht zu schaffen.
Wie? Indem man zurückkehrt zum „alten System“: Zusätzlich zu den sechs Monaten Ausbildung würde wieder zwei Monate lang an der Waffe geübt, der Grundwehrdienst also verlängert.
Der Witz dieser Lösung bestünde darin, dass auch die über Personalmangel klagenden Zivildienstorganisationen schlagartig profitieren würden: Analog zum Wehrdienst müsste der Zivildienst deutlich verlängert werden.
Das Problem daran: Die von Starlinger ventilierte Lösung ist realpolitisch utopisch. Denn mit wem auch immer die ÖVP in den nächsten Monaten einen Koalitionsvertrag unterschreibt – eine Verlängerung des Wehrdienstes wird sich darin wohl kaum finden.
Oder würden Sie sich für eine Bundesregierung begeistern, die die jungen Österreicher plötzlich zwei Monate länger zum Militär einzieht?
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