Zögernitz erklärt: Die Immunität greift nur bei Vorwürfen, die im Zusammenhang mit der parlamentarischen Tätigkeit stehen. Wenn es offensichtlich ist, dass dieser Zusammenhang nicht besteht, dann brauche es auch keine Zustimmung des Immunitätsausschusses, der sonst über solche Fragen entscheidet.
Gegen Kurz wird aktuell wegen drei Tatbeständen ermittelt.
- Wegen einer möglichen Falschaussage im Ibiza-Untersuchungsausschuss im Juni 2020.
- Wegen Beitragstäterschaft zu Untreue und
- Wegen Beitragstäterschaft zu Bestechlichkeit im Zusammenhang mit Inseratenkorruption. Diese Vorfälle sollen sich 2016 und 2017 zugetragen haben.
Im Juni 2020 war Kurz Kanzler, 2016 und 2017 war er Außenminister. Er war also in keinem der drei Fälle Abgeordneter.
Es scheint also ziemlich offensichtlich, dass es keinen Zusammenhang gibt und Kurz damit auch keine Immunität genießt. Ganz ähnlich erklärt Politologe Hubert Sickinger die Causa via Twitter:
Verfassungsjurist Heinz Mayer sagt in der "ZiB Spezial", dass die Frage jedenfalls im Immunitätsausschuss geklärt werden müsse und das Strafverfahren so lange gestoppt ist. Das Parlament müsste Kurz erst ausliefern. Das könne einige Wochen dauern.
In der Praxis gab es schon häufig Fälle, wo die mutmaßliche Straftat deutlich vor der Abgeordneten-Zeit geschah. Und trotzdem wurde der Nationalrat mit dieser Frage befasst.
Nachdem Kurz nun in die Offensive geht und die Auslieferung selbst beantragt, wird auf jeden Fall der Immunitätsausschuss damit befasst und muss darüber diskutieren. Per Mehrheitsbeschluss könnte Kurz dann hochoffiziell ausgeliefert werden. Die Ermittlungen dürften sich damit nur wenig verzögern.
Beispiel: Kickl wurde ausgeliefert
Anders gelagert war der Fall - nur, um ein Beispiel zu nennen - kürzlich bei FPÖ-Klubchef Herbert Kickl nach seiner Teilnahme bei einer Anti-Corona-Demo, weil er gegen die Maskenpflicht verstoßen hat. Hier war klar: Kickl war zu dem Zeitpunkt Abgeordneter, deshalb musste der Wiener Magistrat im Parlament um Auslieferung ersuchen.
Und der Immunitätsausschuss beschloss mit den Stimmen von ÖVP und Grünen, Kickl auszuliefern.
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