Kurz und Mückstein: Wettlauf um die populären Botschaften
Das große Öffnen war von Türkisgrün gezielt auf das lange Pfingstwochenende verlegt worden. Aber nicht nur das Wetter trübte die Freude, auch die Regierung verhagelte sich den Erfolg.
Nicht einmal in der Nachbetrachtung dessen, wie es dazu kommen konnte, sind sich die Häuser Sebastian Kurz und Wolfgang Mückstein einig. Der KURIER recherchierte den Hergang , und was hinter den Eifersüchteleien stecken könnte.
Der Hergang: Am Mittwoch vergangener Woche saßen Kurz, Vizekanzler Werner Kogler und Mückstein zusammen und besprachen weitere Öffnungsschritte. Das Bundeskanzleramt (BKA) legte dabei einen Vorschlag vor.
Am Donnerstag schickte das Gesundheitsministerium einen Öffnungsvorschlag ans BKA. Das BKA behauptet, dabei handelte es sich um die ursprünglichen Kurz-Vorschläge, die von Mückstein lediglich „abgeändert“ wurden. Das Gesundheitsministerium widerspricht: Es handelte sich um Mückstein-Vorschläge, die des BKA seien wenig tauglich gewesen.
Am Freitag sprach Kurz bei einem Besuch in Tirol öffentlich von weiteren Öffnungsschritten. Version Kurz: Der Kanzler werde ja wohl noch antworten dürfen, wenn er von Vereinen etc. gefragt werde, wann weitere Lockerungen zu erwarten seien. Version Mückstein: Es war ausgemacht, dass bis Freitag dieser Woche nichts über weitere Öffnungen kommuniziert wird, der Kanzler habe diese Abmachung gebrochen.
Heftige Konter der ÖVP
In der Folge ging Mückstein am Samstag mit einer Breitseite gegen den Kanzler an die Öffentlichkeit. Dabei erweckte er den Eindruck, dass er gegen zu frühes, weiteres Öffnen sei. Die ÖVP hakte sofort ein und stellte Mückstein als Bremser dar, der die Menschen unnötig einsperren wolle. Zusätzlich setzte Kurz von Brüssel aus ein Zeichen, dass er sich den Mund nicht verbieten lasse, und kommunizierte den 17. Juni als Tag der neuen Öffnungen. Zeitgleich tauchten in Wien Online-Berichte über die Inhalte des Donnerstag-Papiers auf, was die Grünen als gezielte Leaks der ÖVP übel nahmen.
All das zusammen motivierte Mückstein, am Montag in die Zib 2 zu gehen und die Öffnungspläne selbst auszuplaudern. Er setzte noch eins drauf, indem er den 10. Juni als Öffnungstag nannte, nicht erst den 17. wie Kurz.
Wechselseitige Beschuldigungen
Damit verwirrte Mückstein jedoch das Publikum, denn seine Samstag-Kritik an Kurz war so verstanden worden, dass er vor vorschnellen Lockerungen warne.
Am Dienstag - inzwischen war das Pfingstwochenende zu Ende gegangen - wurde dann in beiden Regierungsteams eine Nachlese betrieben. Einig war man sich nur, dass man das Wochenende verhaut hatte. Aber die Schuld gab jeder dem anderen. Die ÖVP vermutet, dass die Grünen vor ihrem Bundeskongress am 13. und 14. Juni nervös sind, und deswegen die Distanz zur ÖVP suchen. Die Grünen wiederum zeihen die Türkisen der Profilierungssucht, der sie die Gemeinsamkeit in der Koalition opfern.
Kurz verwertet Vorlage
Recht haben mit ihrer Erklärung wahrscheinlich beide. Aber das Match ging vorerst zugunsten der ÖVP aus, in Sachen populärer Kommunikation müssen die Grünen noch üben: Kurz nahm am Dienstag den Mückstein-Ball gekonnt auf und erklärte von Brüssel aus den 10. Juni zum fixen neuen Öffnungstag. Die Schlagzeilen waren dem Kanzler sicher.
Kommentare