Kurz: "Ein Lockdown, bei dem keiner mitmacht, hat wenig Sinn"

Kurz: "Ein Lockdown, bei dem keiner mitmacht, hat wenig Sinn"
In deutschen Medien erklärte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) Mittwochabend Österreichs neue Teststrategie.

Österreichs Teststrategie mit samten "Öffnungsschritte" und Freitesten dürfte von Deutschland übernommen werden. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gab sich bisher bezüglich möglicher Öffnungen lange Zeit zugeknöpft, zog mittlerweile aber nach und stellte ein "Freitesten" ab März in Aussicht. "Eine intelligente Öffnungsstrategie ist mit umfassenden Schnelltests, gleichsam als Freitesten, untrennbar verbunden", sagte Merkel.

In Österreich, wo die Infektionszahlen im Gegensatz zu Deutschland steigen, wurde und wird gelockert. "Wie gefährlich ist das?", fragte die ARD-Journalistin Sandra Maischberger Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Mittwochabend.

Gab es beinahe einen "Volksaufstand"?

Grundsätzlich würden fast alle europäischen Länder auf Lockdowns setzen, so Kurz. Man werde die Maßnahmen auch wieder verschärfen, sollte es die Situation erfordern. Aber: Die Menschen in Österreich hätten in den vergangenen Wochen beim Lockdown nicht mehr mitgemacht. Und: "Ein Lockdown, bei dem keiner mitmacht, hat wenig Sinn."

"Natürlich haben wir auch wirtschaftliche, soziale, psychologische Aspekte im Blick", fuhr Kurz fort. Nach sechs Wochen ohne Präsenzunterricht sei es dringend an der Zeit gewesen, die Kinder wieder in die Schule zu lassen. 99 Prozent der Eltern würden beim Freitesten für den Präsenzunterricht mitziehen. Dasselbe gelte für das Freitesten vor dem Gang zum Friseur, obwohl das anfangs "fast einen Volksaufstand" ausgelöst habe, meinte Kurz.

"Müssen wir endlich zusammenbringen"

Wie sieht er die Grenzschließungen zu Tirol und die Aussage des Bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), dass man in Deutschland "kein zweites Ischgl" wolle? "Ich nehme niemandem etwas übel", sagte Kurz. Er verwies aber darauf, dass das Virus im chinesischen Wuhan ausgebrochen sei, nicht in Ischgl. Ein Wachstum der südafrikanischen Variante in Tirol habe man bisher gut eingegrenzt. "Was das Verhältnis zu Bayern betrifft, würden wir uns wünschen, dass es ein einheitliches, deutsches Vorgehen gibt", meinte er in Bezug auf Söders hartes Grenzregime. Einheitliche Regelungen für Grenzübertritte - das müsse man in Europa nach einem Jahr Pandemie "doch endlich zusammenbringen".

Auch die Bild-Zeitung bot Kurz am Mittwoch eine durchaus schmeichelhafte Plattform. Kurz-Biograph Paul Ronzheimer stellte dem Kanzler etwa die Frage, ob sich die Deutschen denn Hoffnungen auf einen Skiurlaub in Österreich vor Ostern machen dürfen. Das sei im Moment unklar, meinte Kurz.

Kommentare