Tödliche Gasgebrechen
Die Umstellung auf Erdgas veränderte also auch die Situation für Selbstmörder grundlegend. Der Weg in den Tod, der sogar in die Literatur und natürlich in den schwarzen Wiener Humor Einzug gehalten hatte, war nicht mehr möglich. „Einige Lebensmüde, die in den vergangenen Wochen ihre Türen abdichteten und den Gashahn aufdrehten, erfreuen sich noch immer ihrer Gesundheit“, schrieb mit etwas fragwürdigen Humor das deutsche Magazin Der Spiegel über die Folgen der Erdgas-Umstellung.
Das Stadtgas aber hatte nicht nur jenen den Tod gebracht, die ihn selbst anstrebten, sondern auch all denen, die unfreiwillig Opfer des giftigen Gemischs wurden, das in den Gaswerken hergestellt wurde. Die Wiener Lokalberichterstattung hatte ständig mit solchen tödlichen Gasgebrechen zu tun.
Tödliche Falle
Wenn das Ganze dann noch mit der chronischen Schleißigkeit und den technischen Mängeln kommunistischer Systeme wie in der DDR zusammenkam, wurde das Gas zu einer fast alltäglichen tödlichen Falle. Mehr als 1.500 Tote pro Jahr wurden in Deutschlands Osten allein dem falschen Gebrauch oder der Fehlfunktion von Gasgeräten zugeschrieben.
Platzende Leitungen im Osten
Gerade im Winter wurden die längst maroden Rohre aus Grauguss zwischen Dresden und Leipzig brüchig und aus denen strömte das Gas in die Wohnungen vieler Bürger. Dazu kam, dass der chronische Mangel an Heizgeräten viele DDR-Bürger dazu brachte, dafür völlig ungeeignete Mini-Durchlauferhitzer einzusetzen, die nicht einmal an den Kamin angeschlossen waren.
Das Stadtgas, das meist aus den in der DDR häufig vorkommenden Braunkohle gewonnen wurde, war wegen seines hohen Kohlenmonoxid-Gehaltes so giftig, dass es oft genügte, wenn eine Leitung außen an der Hausmauer platzte und das Gas in die Innenräume eindrang.
Wie überall in den westlichen Großstädten versuchte man auch in der DDR, die Gefahr eines tödlichen Gasunfalls durch die Beimischung stark riechender Substanzen zu reduzieren. Allerdings, so erinnern sich viele DDR-Bürger, half auch dieses Warnsystem nicht. Die Auspuffabgase der Trabis und der Gestank der Braunkohleheizungen hätten den Gasgeruch einfach übertönt.
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