Wie Russlands Besatzer in Österreich auftraten
Als vor wenigen Wochen die ersten Bilder vom Einmarsch der russischen Armee in den Medien auftauchten, ereilte die Historikerin Barbara Stelzl-Marx umgehend ein Gedanke: Wie lange wird es wohl dauern, bis auch dieser Krieg all seine entsetzlichen Begleiterscheinungen enthüllt? Plünderungen, Vergewaltigungen, sinnlose Gewalt gegen Zivilisten?
Nazis damals - und heute?
Begleiterscheinungen, die auch jener Befreiung auf dem Fuß folgen sollten, die Russland am kommenden Montag, dem 9. Mai, wie jedes Jahr feiert. Mit dem „Tag des Sieges“ erinnert man an die Kapitulation Hitlerdeutschlands. Gerade heuer strapaziert Russlands Präsident Putin diese Erinnerung, zieht seit Wochen Vergleiche zwischen dem Nazi-Regime und der Regierung in der Ukraine.
"Russische Horden"?
Für Hunderttausende im Osten Österreichs begann mit der Befreiung auch die Besetzung durch die Rote Armee – und die sollte bei vielen ein Trauma über Jahrzehnte hinterlassen. Was die Nazi-Propaganda ihnen über Jahre über die „russischen Horden“ eingetrichtert hatte, sollte sich vor allem für die Frauen auf entsetzliche Weise bewahrheiten. Rund 270.000 – so die Schätzungen der Zeithistorikerin – wurden Opfer von Vergewaltigungen durch Soldaten der Roten Armee. Vergewaltigungen, so ihr Resümee, habe es nach dem Einmarsch der Alliierten im Frühjahr 1945 in jeder Besatzungszone gegeben, „in der sowjetischen allerdings in unvergleichlich größerem Ausmaß.“
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