Korruptionsjäger bekommen neue Chefin

Korruptionsjäger bekommen neue Chefin
Ilse-Maria Vrabl-Sanda wird neue Leiterin der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft. Justizministerin Karl streut ihr Rosen.

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hat eine neue Chefin. Ilse-Maria Vrabl-Sanda (49) löst mit 1. Dezember den scheidenden Behördenleiter Walter Geyer ab. Vrabl-Sanda war bisher Vizechefin und Mediensprecherin der Oberstaatsanwaltschaft Wien. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde die Juristin im März, als sie die Staatsanwaltschaft gegen heftige Attacken der ÖVP in Schutz nehmen musste.

Verkündet wurde die Nachfolge Geyers an der Spitze der Korruptionsstaatsanwaltschaft am Freitagnachmittag von Justizministerin Beatrix Karl (V). Mit ihr bekomme die erst 2009 geschaffene Anklagebehörde eine "höchst kompetente und erfahrene Leiterin", sagte Karl. Durch ihre langjährige Erfahrung als Pressesprecherin bringe Vrabl-Sanda zudem die nötige Medienkompetenz für diese exponierte Position mit.

Politischer Gegenwind

Dass sie auch parteipolitischem Gegenwind trotzen kann, hat Vrabl-Sanda zuletzt im März öffentlich unter Beweis gestellt. Damals hatte sich die ÖVP gerade auf die Staatsanwaltschaft eingeschossen, weil die Justiz in der Telekom-Affäre Ermittlungen gegen den schwarzen Fraktionsführer im Korruptions-Untersuchungsausschuss, Werner Amon, aufgenommen hatte. Vrabl-Sanda wies die Attacken als Versuch der Stimmungsmache zurück und meinte, politischem Druck standzuhalten sei "geradezu Aufnahmekriterium" für den Dienst als Staatsanwalt.

Geschadet hat das ihrer Karriere offenbar nicht. Vrabl-Sanda (geboren am 21. Juni 1963) startete ihre Laufbahn 1992 als Richterin am Bezirksgericht Donaustadt, fünf Jahre später wechselte sie an das Landesgericht für Strafsachen Wien. Ende 2005 wechselte sie die Fronten und heuerte bei der Wiener Oberstaatsanwaltschaft an, wo sie zuletzt als Vizechefin und Mediensprecherin fungierte.

Lob für Vorgänger Geyer

Ihr Vorgänger Walter Geyer hatte die Korruptionsstaatsanwaltschaft seit ihrer Gründung 2009 geleitet. Er wurde am Freitag 65 Jahre alt und verabschiedete sich in den Ruhestand.

Karl betonte, Geyer habe die Korruptionsstaatsanwaltschaft zur "Speerspitze der Justiz im Kampf gegen Korruption und Wirtschaftskriminalität" gemacht. Sie kündigte außerdem den weiteren Ausbau der Anklagebehörde an: Aus den derzeit 19 Staatsanwälten sollen 37 bis 40 werden, sagte Karl. Ab 2013 würden 30 neue Stellen gezielt zur Korruptionsbekämpfung zur Verfügung gestellt, ein guter Teil davon werde der WKStA zugutekommen.

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