Verteidigungsministerin Tanner: "Die Neutralität schützt uns nicht"

Verteidigungsministerin Tanner: "Die Neutralität schützt uns nicht"
Die ÖVP-Ministerin über „Sky Shield“, ein hohes Budget, niedriges Niveau und ihre „Horror-Vorstellung“.

Seit Freitag ist es offiziell und mit ihrer Unterschrift besiegelt: Österreich will wie die neutrale Schweiz dem europäischen Luftverteidigungssystem „Sky Shield“ beitreten. Die ÖVP-Verteidigungsministerin erklärt, warum und was von ihrer Amtszeit in Erinnerung bleiben wird. 

KURIER: Nach der Unterzeichnung der Absichtserklärung für "Sky Shield“ haben Sie von einem historischen Moment gesprochen. Ist das nicht sehr hoch gehängt? 

Klaudia Tanner: Ich habe es so bezeichnet, weil wir ein zusätzliches Element im Schutz für die Österreicherinnen und Österreicher setzen, das es in dem Ausmaß noch nicht gegeben hat. 

DACH Defence Ministers meeting in Bern

Kollegen: Boris Pistorius (Deutschland),  Viola Amherd (Schweiz), Klaudia Tanner (Österreich)

Sky Shield wurde im Herbst 2022 initiiert, warum kam Österreichs Absichtserklärung zum Beitritt genau jetzt?

Es gab den Wunsch, dass wir als neutrales Land dabei sind, auch, um Fähigkeitslücken zu schließen. Nach dem Abwägen aller Argumente und ersten Gesprächen im November 2022 kam es nun zur Absichtserklärung.

Sky Shield soll als gemeinsamer Verteidigungsschutzschirm für den Luftraum erst 2025 funktionieren. Was tun wir bis dahin, zumal alle Staaten nicht ausreichend geschützt scheinen?

Genau deshalb gibt es diese Initiative. Seit dem 24.2.2022 haben wir es durch den Angriffskrieg auf die Ukraine mit einer anderen Bedrohungslage zu tun. Und: Es ist ja nicht so, dass wir jetzt ungeschützt sind. Wir haben mit dem Goldhauben-System beispielsweise Sensoren, die den höchsten Standards entsprechen, wenn es um das Erkennen von Radardaten geht.

Wie teuer wird Sky Shield für Österreich?

Wir haben durch die Absichtserklärung jetzt erst sichergestellt, dass wir Zugang zu allen Planungsdokumenten und anderen Informationen erhalten. Unser Aufbauplan bis 2032 sieht zwei Milliarden Euro für die Raketenabwehr vor.

Sky Shield: Abwehr von Flugobjekten

Handelt es sich um den größten Budgetposten innerhalb der Luftabwehr?

7 Milliarden Euro sind für die Bewaffnung und Ausrüstung vorgesehen, 5 Milliarden fließen in den Bereich Mobilität, zu dem auch Luftkomponenten gehören, und 3 Milliarden in die Infrastruktur.

Apropos Luftraum: Planen Sie, die Eurofighter-Flotte aufzustocken?

Kommentare