Haslauer: "Kickl strahlt massiv in den Wahlkampf hinein"

SALZBURG-WAHL: INTERVIEW MIT ÖVP-LANDESHAUPTMANN WILFRIED HASLAUER
Salzburgers ÖVP-Landeshauptmann Wilfried Haslauer lässt sich alle Koalitionsoptionen offen. Er beklagt aber, dass die aggressive Tonalität der FPÖ an die Zeit der 1920er-Jahre erinnert.

Landeshauptmann Wilfried Haslauer regiert derzeit in Salzburg mit den Grünen und den Neos in einer sogenannten Dirndlkoalition. Die Rückzahlung von Corona-Strafen hält er für sehr problematisch.

KURIER: Die Stimmung rund um die Salzburger Landtagswahl am 23. April erweckt den Eindruck, dass es diesmal um sehr viel geht. Für Salzburg, aber auch für den Bund.

Wilfried Haslauer: Das ist mittlerweile mein fünfter Wahlkampf. Wahlkämpfe haben gewisse Gemeinsamkeiten, aber auch Besonderheiten. Dieser ist etwas anders, weil er von der Tonalität her gehässiger ist, weil mehr mit Unwahrheiten agiert wird. Wir sehen da schon sehr große kulturelle Unterschiede.

Sprechen Sie da nur eine bestimmte Partei an, konkret die FPÖ? Oder ist es grundsätzlich die Art des Wahlkampfs?

Speziell die FPÖ, weil es ist eine besondere Aggressivität, die sie an den Tag legt. Kickl strahlt massiv hinein, das muss man ganz klar sagen. Die FPÖ hat hier Kickl in der Tasche, Landbauer und Waldhäusl oder wie sie alle heißen. Das haben wir in dieser Form in Salzburg seit 1945 nicht gehabt. Das erinnert mich an die Tonalität der 20er-Jahre des vorigen Jahrhunderts. Was da rausgekommen ist, wissen wir ja.

Was wir noch nicht wissen, ist das Ergebnis des 23. April. Und auch nicht, welche Koalitionen danach möglich sein werden. Ist eine ÖVP-Grüne-Neos-Koalition wieder Ihre bevorzugte Variante?

Ich mache keine Koalitionsansagen, das wäre auch unseriös. Erstens wissen wir ja nicht, was sich dann rechnerisch ausgeht. Zweitens muss man sich dann in Sondierungsgesprächen auf die Eckpfeiler eines künftigen Regierungsprogramms einigen, bevor man in Detailverhandlungen eintritt. Auch da weiß ich nicht, mit wem so etwas möglich ist. Drittens kommt es auf die Persönlichkeiten an, die dann in einer Regierung sind. Da kennen wir von den Mitbewerbern nur die Spitzenkandidaten, aber nicht, wer noch mit im Boot ist. Das ist auch sehr wichtig, weil wenn es menschlich in einer Regierung nicht funktioniert, dann ist das sehr schwierig.

Gibt es jemanden, den Sie ausschließen würden? Ich spreche da wieder die FPÖ an.

Ich schließe für mich als Regierungspartner nur solche aus, die extremste Ansichten auf rechter oder linker Seite vertreten. Was die FPÖ betrifft, mache ich dazu keine Äußerungen.

Video: Das ausführliche Interview mit Landeshauptmann Haslauer

Vertritt Marlene Svazek von der FPÖ solche extrem rechten Ansichten? Oder ist es so wie in Niederösterreich, dass es zwar im Wahlkampf äußerst harte Konfrontationen gibt, danach aber dennoch eine Koalition eingegangen wurde?

Das halte ich für problematisch, weil in Niederösterreich hat man sich gar nichts geschenkt. Wir gehen aber auf dieses Niveau der Auseinandersetzung nicht ein, weil ich ganz bewusst die Volkspartei und mich anders positioniere. In einem fairen Wettstreit der Ideen, der ohne Beschimpfungen, ohne Beflegelungen, ohne Unterstellungen auskommen kann. Das bringt in Wahrheit auch nichts. Wir werden sehen, wie die nächsten Tage verlaufen. Aber das schaue ich mir schon sehr, sehr genau an.

Marlene Svazek hat in einem KURIER-Interview gesagt: Wenn rechnerisch nur eine ÖVP-FPÖ-Koalition möglich ist, dann wird die ÖVP „ganz schnell katholisch werden“. Was antworten Sie da?

Die ÖVP ist in Salzburg schon lange katholisch. Wir sind ja eine bürgerliche Partei mit christlichen Werthaltungen. Diese Prognose der Frau Svazek brauche ich nicht.

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